Reis ist das Hauptnahrungsmittel für 2,3 Milliarden Menschen. Seit Jahrtausenden ist Reis besonders in Asien eine Kulturpflanze. Der Anbau bewegt sich heute zwischen traditionellen Produktionsformen in mühsamer Handarbeit und der hochtechnologischen, industrialisierten Landwirtschaft.
Eine weitere, verbesserte Bewässerung besteht in der Schwemm- und Überstaukultur, die in Flussgebieten und Deltas heute noch auf 32% der Gesamtanbaufläche – vorwiegend im Süden und Südosten Asiens – angewandt wird. Im Verlauf der Jahrhunderte haben hier die Bäuerinnen und Bauern raffinierte, standortgerechte Bewässerungssysteme erfunden und weiterentwickelt, bei denen Grundwasser und Boden schonend behandelt werden.
Die dritte, heute verbreitetste Form ist die künstliche Bewässerung, die im Gefolge der Grünen Revolution auf mehr als der Hälfte der Weltanbaufläche praktiziert wird. Dank hochmoderner Technologien wird dabei der Wasserstand völlig unter Kontrolle gehalten, so dass die Erträge erheblich gesteigert werden können. Doch die – vielfach unwiderruflichen – Umweltschäden sind ebenfalls enorm. Außerdem verbrauchen diese ausgeklügelten Einrichtungen – im Gegensatz zu den traditionellen Methoden – sehr viel Wasser und sind so kostspielig, dass sie im Süden nur von reichen Großgrundbesitzern bezahlt werden können. Und wen wundert es, dass europäischer und nordamerikanischer Reis ausschliesslich aus künstlich bewässerten Feldern stammt?
Die Sortenvielfalt bei Reis ist außergewöhnlich. Die Vedas, die heiligen Bücher der Hindus, erwähnen 500 000 Sorten. Heute einigen sich die StatistikerInnen im allgemeinen auf etwas mehr als hunderttausend. Allerdings nimmt diese Vielfalt seit der Grünen Revolution zugunsten einiger Hochertragssorten ab. So weisen beispielsweise in Thailand und Burma 40% der Reisfelder nur noch fünf Sorten auf. Das Risiko, sich auf so wenige Sorten zu beschränken, ist freilich sehr hoch, denn der Befall einer Sorte durch einen Schädling oder eine Krankheit kann die Ernte dramatisch schmälern oder gar zerstören.
Auch der Weltmarkt verstärkt diese Tendenz zur Vereinheitlichung. Sorten wie schwarzer, roter oder klebriger Reis sind in unseren Breitengraden nahezu unbekannt. Hingegen gibt es mehrere Preis- und Qualitätskategorien, angefangen vom Luxuserzeugnis bis zu Bruchreis, der in den Erzeugerländern als Viehfutter oder auch als billige Armenkost verkauft wird. Je nach der Verarbeitungsstufe handelt es sich um Paddy (das frisch geerntete Reiskorn in der Spelze), Vollreis (entspelztes Reiskorn mit seinem wertvollen Silberhäutchen) und weissen bzw. polierten Reis, der 80% Stärke enthält und große Teile seiner Eiweiß-, Fett- und Vitamingehalts eingebüßt hat.
Ebenso verschiedenartig wie die Reispflanzen, Anbaumethoden und Handelsformen sind die Reisbäuerinnen und -bauern. Immerhin lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden.
Im Süden werden die – vielerorts terrassenförmig angelegten – Reisfelder hauptsächlich von Kleinbauern bestellt. Millionen von Familien bauen Reis teils von Hand, teils mit Zugtieren in erster Linie zur Selbstversorgung an. Überschüsse und spezielle Reissorten wie Aromareis stellen meist ihre einzige Verdienstquelle dar, oft müssen sie freilich aus Geldmangel auch einen großen Teil des Eigenbedarfs verkaufen. Die ganze Familie beteiligt sich an der Produktion. Selbst in den großen Reisfeldern der reichen Besitzer wird die Arbeit von billigen SaisonarbeiterInnen von Hand oder mit Büffelgespannen verrichtet.
In den USA dagegen ist die Reisproduktion extrem mechanisiert; auf den riesigen Anbauflächen der Farmer und Nahrungsmittelkonzerne werden ausschließlich modernste Maschinen, elektronische Geräte und sogar Helikopter eingesetzt.
In der Europäischen Union unterscheiden sich die Anbauformen von einer Region zur andern, ja von einem Hof zum andern, doch unter dem Druck der geforderten Produktivität verbreitet sich das amerikanische Modell. Auf beiden Seiten des Atlantiks können die Reisbauern Ausgleichszahlungen geltend machen; die nordamerikanischen Subventionen („deficiency payment“) und der „Interventionspreis“ der EU garantieren ihnen ein Einkommen sowie den Zugang zu nationalen und internationalen Märkten. Solche Dumping-Exporte konkurrenzieren aber die Reisbauern im Süden sowohl auf ihren eigenen Binnenmärkten als auch auf dem Weltmarkt und tragen wesentlich zu ihrer Verarmung bei.
Elisabeth Piras, Bio-Bäuerin auf einem winzigen Hof in den belgischen Ardennen, ist seit 20 Jahren im Fairen Handel aktiv und war für die EFTA, die European Fair Trade Association, Koordinatorin der Reiskampagne 1999-2001.
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