Zum Wiedersehen der Sterne

Von Christine Kohlmayr · · 2010/04

Dinaw Mengestu

Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Volker Oldenburg. Claassen Verlag, Berlin 2009, 250 Seiten, € 19,90

„Zum Wiedersehen der Sterne“ ist der Debütroman des äthiopisch-US-amerikanischen Autors Dinaw Mengestu. Er handelt vom Fuß-Fassen in einem neuen Land, der Bewältigung von Erinnerungen, von Freundschaften in der Fremde und der Sehnsucht nach der alten Heimat. Das Buch ist voller Liebe, obgleich doch das vordergründige Thema Schmerz ist.

Der Ich-Erzähler, Sepha Stephanos, flüchtete vor siebzehn Jahren aus Äthiopien in die USA, nachdem sein Vater, Anwalt und Mitglied der äthiopischen Regierung, als „Konterrevolutionär“ ermordet wurde. Obwohl er nichts von seiner neuen Heimat wollte, ist er nun schon seit zehn Jahren Besitzer eines Ladens. Mit seinen Freunden, Joseph und Kenneth, trifft er sich regelmäßig und spielt mit ihnen.

Sephas Hauptbeschäftigung ist das Lesen. Er liest, damit er nicht mit den Gedanken in die Vergangenheit, die er eigentlich begraben will, entschwindet. „Es gibt Leute, die morgens aufstehen und sich darauf freuen, den Tag anzugehen, und dann gibt es Leute wie unsereins, die morgens aufstehen, weil sie es müssen.“ Mit der Zeit verliert Sepha seine Hoffnung. Alles was er einmal geliebt hat, ist „entweder nicht mehr da oder elftausend Kilometer entfernt“. Sein Leben scheint ein „behelfsmäßiger Ersatz“ geworden zu sein. Doch als er Naomi und ihre Mutter Judith kennen lernt, verändert sich Sephas Leben. Er lernt, dass man viel mehr vom Leben verlangen kann, als er es bis jetzt getan hat. Durch die beiden vergisst er, seine Erwartungen herunterzuschrauben, vergisst, wer er ist, und bildet sich ein, er hätte ein Recht auf viel mehr als ihm zusteht. Mit der elfjährigen Naomi verbindet ihn die Liebe zum Lesen, gemeinsam verschlingen sie die Brüder Karamasow. Judith gibt ihm Hoffnung, er könne aus seinem alten Leben aussteigen. Alles nur eine „Grille seiner Phantasie“.

Als Naomi und Judith wieder aus seinem Leben verschwinden, sind Sephas Einsamkeit und seine gelegentliche Verzweiflung wieder groß. Wunderbar traurig, wunderbar schön!

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