Ziel 16 unter Beschuss

Von Irmgard Kirchner · · 2016/06

Warum es bei Pressefreiheit weltweit großen Entwicklungsbedarf gibt.

Auf indirektem Weg haben Medien und Meinungsfreiheit Eingang in die nachhaltigen Entwicklungsziele der Internationalen Gemeinschaft (SDGs) gefunden. Unter Ziel 16, kurz „Frieden und Gerechtigkeit“, werden sie zwar nicht ausdrücklich erwähnt. Doch sind sie in den Unterzielen beim „Menschenrecht auf freien Zugang zu Information“ mitgemeint. Dieses gelte allerdings in Übereinstimmung mit nationaler Gesetzgebung. Eine diplomatische Formulierung, die der politischen Realität von 193 UN-Mitgliedsstaaten Rechnung tragen soll.

Beim weltweiten Tag der Pressefreiheit wurde wieder einmal der globale Mangel daran öffentlich gemacht: Nur 13 Prozent der Weltbevölkerung kommen in den Genuss freier Presse, hat zum Beispiel die US-amerikanische Organisation Freedom House erhoben. 2015 befand sich die globale Pressefreiheit auf dem Tiefststand seit zwölf Jahren, zurückzuführen auf politische, kriminelle und terroristische Kräfte.

Entwicklungsbedarf. Im Bereich Pressefreiheit herrscht also wirklich Entwicklungsbedarf. Im Norden wie im Süden. Die Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit wächst auch im Herzen von Europa. Wenn Medien es als Aufgabe sehen, die Mächtigen zu kritisieren und Macht zu kontrollieren, sind sie autoritären Herrschern, Machtergreifern und mächtigen Konzernen ein Dorn im Auge.

In Ländern mit Medienfreiheit stehen „klassische“ Medien ökonomisch unter Druck. Und werden nicht nur berechtigterweise kritisiert, sondern auch absichtlich in Misskredit gebracht – etwa durch den kampagnenartigen Vorwurf der „Lügenpresse“, der in Deutschland von der extremen Rechten in die Welt gesetzt wurde und der mittlerweile auch in der österreichischen Öffentlichkeit auftaucht.

Jeder demokratische Staat tut gut daran, seine freien Medien zu schützen und auch zu fördern. Der freie Markt allein bringt keine Vielfalt an qualitätsvollen Medien hervor. Und deren Existenz tut auch dem gesellschaftlichen Klima gut.

Lebensgefühl. Freie Medien gewährleisten die Vielfalt der Blickwinkel in der öffentlichen Debatte. Und alle Medien vermitteln nicht nur Informationen, sondern auch die gefühlte Welt. Die Mainstream-Berichterstattung verführt Menschen zum Beispiel zur weit verbreiteten Fehleinschätzung, Gewalt habe in der jüngsten Zeit zugenommen. Belegt ist allerdings ein starker Rückgang in den letzten hundert Jahren – die aktuellen Flüchtlingsbewegungen inklusive.

Angesichts dieser besonderen Verantwortung der Medien erlebt der so genannte Konstruktive Journalismus gerade einen Hype – in Büchern, auf Kongressen und in der Fortbildung von JournalistInnen. Er bietet zum Problem auch die Lösung, zum Krieg auch den Friedensvorschlag, zum Missstand auch den Handlungsvorschlag. (Diesen Prinzipien fühlt sich übrigens auch die Redaktion dieser Zeitschrift verpflichtet – und das seit über 35 Jahren.)

Konstruktiver Journalismus ist nicht „gut gemeint“, sondern bietet ein vollständigeres Bild der Wirklichkeit. Als – nicht unerwünschter – Nebeneffekt bestärkt er Menschen in ihrem Vertrauen, etwas bewirken zu können.

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