CHiLLi.cc, Österreichs erfolgreiche Jugendzeitschrift im Internet, wird zehn Jahre alt – und profilierte sich so nebenbei als Ausbildungsstätte für JungjournalistInnen.
Das Medium CHiLLi.cc gibt es schon seit 1999. Anfang dieses Jahres ist die Idee aufgekommen, ein spannendes Jugendmagazin zu etablieren, und im Dezember erschienen wir dann als Druckausgabe und im Internet“, erinnert sich János Fehérváry, Gründer und Chefredakteur von „Europas Jugendseite“, wie es im Untertitel heißt. Die Printversion musste nach zwei Jahren aus Kostengründen eingestellt werden. „Seither erscheinen wir nur mehr im Internet, in derselben Form und im Wochenrhythmus, so wie man die Zeitschrift jetzt kennt.“
Die Grundidee für das Entstehen der Zeitschrift war die Unzufriedenheit mit der Mediensituation in dieser Zeit. „Bei meinem Auslandseinsatz beim Präsenzdienst bin ich zum gesellschaftskritischen Menschen geworden. Ich habe gesehen, dass es kein attraktives kritisches Jugendmagazin gibt, und das war die Grundmotivation. Weiters wollten wir auch eine Ausbildungsstätte für junge Menschen werden, die im journalistischen Bereich Fuß fassen möchten.“
Fehérváry gehörte damals mit seinen 21 Jahren selbst noch zur Kerngruppe der LeserInnen. „Die Hauptleserschaft ist zwischen 18 und 25. Es sind vor allem A / B-Leser und Leserinnen, also auf Maturaniveau oder noch höher. Wir wollen uns aber verbreitern und auch B / C-Leser erreichen, also solche mit geringerem Bildungsniveau.“ Derzeit gibt es wöchentlich etwa 40.000 „Unique Clients“, einzelne BesucherInnen, das entspricht ca. 80 bis 90.000 Lesern und Leserinnen. Ein Drittel von ihnen kommt aus dem Ausland, v.a. aus dem süddeutschen Raum und aus Südtirol. Bis Jahresende will man bei CHiLLi.cc auf 60.000 BesucherInnen kommen, das wäre dann im deutschen Sprachraum der Platz 3 bei den Jugendmedien.
Das Erfolgsprinzip? „Unser Zugang liegt darin, dass wir über junge Menschen zu jungen Themen berichten. Wir schauen, dass jedes Thema einen Jugendbezug hat. Dann versuchen wir auch, einen anderen Zugang zu finden, als ihn etablierte Medien haben.“
Letztes Jahr gab es allerdings eine Krise, die Einstellung drohte. „Wir haben uns jahrelang wirtschaftlich und redaktionell nicht weiterentwickelt. Es war eine Selbstausbeutung auf allen Ebenen. Wir wollten aus dem Keller heraus – wir produzierten tatsächlich in einem Kellerlokal im 8. Wiener Bezirk. Durch den Einstieg von ‚Presse‘ und ‚DiePresse.com‘ als Partner haben wir das geschafft. Wir können uns nun auf das redaktionelle Kerngeschäft konzentrieren, und sämtliche – aus der Sicht eines Redakteurs heraus – unangenehmen Dinge wie Management, technische Abwicklung, Verkauf, Werbung wickelt nun die ‚Presse‘ für uns ab. Und inhaltlich redet uns niemand drein, das ist vertraglich abgesichert.“ Obendrein gibt es jetzt auch einen warmen und hellen Büroraum.
Auf eine profunde journalistische Ausbildung wird großen Wert gelegt. Natürlich passiert es dann immer wieder, dass RedakteurInnen nach einiger Zeit zu etablierten Medien gehen. „Wir haben deshalb eine vertragliche Bindung von 14 Monaten eingeführt. Das ist so eine Art Deal: die Mitarbeiter geben uns ihre Zeit, und wir geben ihnen eine gründliche Ausbildung.“ Alle RedakteurInnen, die unter 20 Stunden arbeiten, machen das ehrenamtlich, einige wenige, die voll arbeiten, werden entlohnt. Derzeit arbeiten an die 50 NachwuchsjournalistInnen mit, von denen etwa 15 ständig aktiv sind. Bisher wurden genau 428 MitarbeiterInnen ausgebildet.
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