Raina Zimmering
Sachbuch. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2010, 300 Seiten, EUR 29,90
Nach dem Zusammenbruch des „real-existierenden Sozialismus“ waren es die Zapatisten, die ab dem Jahr 1994 mit einem neuen, emanzipatorischen Projekt hervorgetreten sind und die mit ihrer „Diskursguerilla“ (Krieg der Worte und der Taten, nicht der Waffen) in vielfältiger Weise neue Paradigmen gesetzt haben. Zapatismus und zapatistisches Denken war in vielen Bereichen prototypisch für gesellschaftliche Umwälzungsprozesse, wie sie etwa in Ecuador oder Bolivien stattfinden.
Als Autorin, Historikerin, Politikwissenschaftlerin und Soziologin hat Zimmering die zapatistische Bewegung seit mehr als anderthalb Jahrzehnten begleitet und analysiert. Ihr Buch ist aus einzelnen Artikeln aus dieser Zeit zusammengebaut, hat aber trotzdem einen roten Faden. Allerdings kommt es häufig zu Wiederholungen. „Repetitio mater studiorum est“: In diesem Sinne durchaus auch ein Buch für Mexiko-Neulinge, aber ein theoriegeleitetes von einer Soziologin für SozialwissenschaftlerInnen. Nicht nur deshalb hätte man sich ein etwas aufmerksameres Lektorat gewünscht. Jugo Chávez z.B. sieht nicht gut aus (S. 77). Trotzdem ist das Buch gut lesbar. Richtig spannend wird es, wo es um die Militärkooperation Mexikos mit den USA und die Schaffung gemeinsamer polizeilich-militärischer Operationsbasen für die Aufstandsbekämpfung und den Kampf gegen den Drogenhandel geht. Weitere Höhepunkte sind ein kleiner Aufsatz über den Unterschied von Partisanen und Terroristen, der Argumente liefert gegen die Vermantschung von beiden Begriffen im Diskurs des „War on Terror“, sowie ein Beitrag über die indigene Reinkarnation des Muralismus, der Wandmalereien in der Tradition der mexikanischen Revolution, eines Diego Rivera u.a. – und nicht zuletzt einige sehr persönliche Berichte, Schilderungen und Analysen von Besuchen der Menschenrechtsbeobachtung. Sie machen neugierig auf ein von Raina Zimmering erst noch zu schreibendes Standardwerk über den Zapatismus.
Robert Lessmann
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