Weltmusiktipp von Ö1 und SÜDWIND
In München unlängst: die von Okwui Enwezor kuratierte Afrika-Ausstellung The Short Century. In London: die Großausstellung Century City mit einem Abschnitt über Lagos.
Hier wie dort spielt der afrikanische Aufbruch in den sechziger Jahren eine zentrale Rolle. Das Lebensgefühl und die kulturelle Dynamik der energievollen Sixties wurden nicht nur via Kunst vermittelt, sondern auch via Popmusik. Zum Beispiel sieht man Original Highlife-Plattencovers und Fotos von modern gekleideten jungen Menschen in den Diskotheken. Man spürt, wie sehr Highlife für Lebensfreude stand: ein Hoch dem Leben!
In Lagos und im ganzen südlichen Westafrika war neben dem Juju der HighlifeStil aus Ghana damals die heißeste Sache. Das Wort ist erstmals in den zwanziger Jahren im noch kolonialen Accra aufgetaucht. Es stand für urbane Ausgehmusik, zu der man sich aufputzte, tanzte und Palmwein trank. Es gab alle Niveaus, von der eleganteren Bigband-Variante bis zur Tschecherlpartie in der Vorstadtbaracke. Lokale, europäische und lateinamerikanische Einflüsse vermischten sich im Highlife, der schnell zu einem panafrikanischen Trend wurde. Mit dem Niedergang der ghanaischen Musikbranche in den krisenhaften achtziger Jahren verlor die lässig-drivige Musik ihre Aktualität auch wenn frühe Stars wie E.T.Mensah in Ghana omnipräsent blieben. Reggae, Funk und Hiphop verbannten Highlife aber in den letzten Jahren ins Nostalgie-Eck.
Nun ist ein Album erschienen, auf dem alte und junge Musiker aus Ghana an die goldene Ära des Highlife erinnern. Auf Sankofa sind einerseits ghanaische Sänger und Bandleader vertreten, die wie Alex Konadu die Jahre der Emigration nach Nigeria noch miterlebt haben, heute aber wieder in Ghana residieren. Konadus International Band ist sanft auf Latino-Percussion gefedert. Der sehr populäre Prince Osei Kofi mit seinen African Heroes, fast einer Bigband, hat gleich drei Gitarren im Ensemble. Jüngere Künstler, wie der 38-jährige Sänger Kwado Tawiah, zeigen, wie elegant und geschmeidig Highlife-Musik immer noch sein kann.
Wie immer bei Network: ein faktenreiches Beiheft mit kulturgeschichtlichem Kontext. Alle Stücke wurden 1999 in den Studios der ghanaischen Hafenstadt Tema eingespielt.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.