Bildband. Verlag Frederking & Thaler, München 2006, 144 Seiten, zahlreiche Zeichnungen und Fotos, eur 30,80.
Betrachten wir es zuerst einmal unter dem materiellen Gesichtspunkt (der sicher nicht der des Autors und nicht der des Rezensenten ist): Hinter diesem Buch liegt ungemein viel Aufwand – Zeit, künstlerische Energie, Einfallsreichtum und schließlich auch die Reisekosten. Von dieser Warte aus ist eine solche Publikation von vornherein ein Verlustgeschäft: die „Unkosten“ können auch nicht annähernd rückerstattet werden.
Unter dem künstlerischen, ästhetischen Gesichtspunkt her hingegen ist das Betrachten und Lesen (denn es gibt auch viele Texte in den Zeichnungen) dieses Buches ein Genuss. Genuss und Freude und auch Heiterkeit. Der Schöpfer des Pinguin-Paars Joe und Sally (vgl. Interview mit Willy Puchner und Rezension von „Die Sehnsucht der Pinguine“ in SWM 05/2004) spart auch in diesem Bildband nicht mit Witz und liebevollem Humor. Das Betrachten der Tagebuchblätter zeigt wohl deutlich, wieviel Geschick und Kunstfertigkeit hier dahinterliegt. Auf jeder Seite kleine Augenweiden, Miniaturen einer reichen Welt.
Und schließlich die mentale, spirituelle Ebene. Puchner liefert auch genügend Stoff zum Nachdenken, zur Einsicht. Zur Reflexion über das Innen und Außen, das Reisen und Verweilen, das Entdecken und das Seelenerkunden. „Meine Reiselust ist groß. Ich liebe es, unterwegs zu sein, von der Großstadt in die Wüste, vom Meer ins Gebirge oder in neue Landschaften. Eines Tages werde ich am Ziel angelangt sein“, schreibt Puchner in eines seiner Tagebuchblätter aus der jordanischen Wüste. Ob er ein Ziel vor Augen hat – oder ist es vielmehr so, dass bereits der Weg das Ziel ist?
Doch solche Fragen brauchen uns beim Betrachten dieses neuen „Materialbuches“ – wie der Autor seine Form der gezeichneten Reise-Tagebücher nennt – nicht beschäftigen. Reisen wir einfach mit, tauchen wir ein in die Welt der Nomaden, in den ritualisierten Kosmos Japans, in die Wunderwelt unter Wasser, in die verwirrende Vielfalt des indischen Subkontinents. Und nehmen wir uns Zeit zum Verweilen – es lohnt sich.