Einige Bundesländer, wie Salzburg, die Steiermark, Vorarlberg, besitzen schon seit Jahren ein eigenes Budget für Entwicklungszusammenarbeit und einen Fachbeirat, der über die Projektvergabe entscheidet. Seit 2002 ist die „Wiener Auslandshilfe“, organisatorisch angesiedelt im Geschäftsbereich Auslandsbeziehungen und direkt der Magistratsdirektion unterstellt, für diesen Bereich zuständig. In diesen fünf Jahren wurden 113 Projekte in 26 Ländern unterstützt.
„Schwerpunkte sind Maßnahmen gegen den Frauenhandel, insbesondere aus Osteuropa, sowie die Umsetzung der Millenniumsziele und Stärkung der Frauenförderung“, erläutert Christian Anderle, Leiter der Auslandshilfe, den thematischen Umfang der Wiener Entwicklungszusammenarbeit. In regionaler Hinsicht erstreckt sie sich auf alle Staaten Osteuropas, die nicht EU-Mitglieder sind, sowie in Afrika auf die Schwerpunktländer der österreichischen EZA.
Waren es in den 1990er Jahren vor allem persönliche Beziehungen, die zur Projektunterstützung führten, so werden seit 2002 zwei bis drei Mal im Jahr „Calls for proposals“ mit jeweils einer spezifischen Schwerpunktsetzung ausgeschrieben. Angesichts des relativ geringen Budgets – etwa 500.000 Euro jährlich an reiner Projektförderung – hält Christian Anderle die Einrichtung eines Entwicklungspolitischen Beirates für nicht notwendig. Die Entscheidungsfindung läuft in Wien zuerst auf der Beamten- und dann auf politischer Ebene. Die Projekte werden zuerst im Gemeinderatsausschuss, in dem alle vier im Stadtparlament vertretenen Parteien sitzen, diskutiert und dann vom Gemeinderat beschlossen.
Das älteste und auch bestdotierte Projekt der Stadt Wien ist das Masibambane College in der Nähe von Johannesburg. Früher eine kleine Schule mit einer Klasse, bietet sie nun, nach fünf Erweiterungsphasen, über 700 SchülerInnen Unterricht und Raum für sportliche und kulturelle Aktivitäten, von Fußball und Kricket über Schach und Töpferei bis zu Tanz und Theater. Über 750.000 Euro hat die Stadt Wien bisher in das College investiert.
Ein weiteres Projekt in Südafrika ist Phumula, ein Pflegeheim für alte und mittelose Menschen, das ebenfalls ständig ausgeweitet wird. Ausgehend von Gemüsegärten und einer Hühnerzucht zur Selbstversorgung wird nun in dem verödeten Graslandgebiet ein Zentrum für ländliche Entwicklung entstehen, das bald für ganz Südafrika Vorbildwirkung haben wird. Initiator von Phumula ist der seit 1961 in Südafrika wirkende Südtiroler Pater Karl Kuppelwieser, der auch als Landwirtschaftsexperte bekannt ist.
Eine sinnvolle Unterstützung für kleine Gruppen, die Medikamente oder andere Hilfslieferungen nach Übersee schicken wollen, ist die Transportförderung der Stadt. Schnell und unkompliziert werden Zuschüsse für solche Hilfstransporte geleistet; geographische Beschränkungen gibt es hier keine.
Weitere Hinweise über die Wiener Auslandshilfe und die aktuellen Calls auf
www.eza.wien.at, über das von Südwind Wien mitorganisierte Seminar „Wien wirkt weltweit“ auf
www.suedwind.at