Wie er dschihadistische Propaganda entzaubern will …

… verrät Rüdiger Lohlker. Der Islamwissenschaftler bekämpft im Rahmen des Projektes „Vienna Observatory for Applied Research on Terrorism and Extremism“ (Vortex) den sogenannten Islamischen Staat und ähnliche Gruppen.

Was macht Vortex?

Das Projekt ist eine Mischung aus Forschung und Aktivismus. Eine Forschergruppe in Wien analysiert Propaganda von Dschihadisten. Unser Partner ist die Nahdlatul Ulama, kurz NU, eine islamische Organisation in Indonesien. Gemeinsam werden wir Materialien produzieren, die Propaganda kritisiert.

Wie soll das konkret geschehen?

Demnächst werden wir im Web Videos verbreiten, die die Doktrin der Dschihadisten widerlegen – aus islamischer Sichtweise, auf Arabisch, und sehr fundiert.

Werden die Videos die richtigen Menschen erreichen?

Ich denke schon. Die NU ist eine riesige islamische Organisation, sie hat 60 Mio. Mitglieder. Auch hier in Europa haben wir hilfreiche Netzwerke. In Österreich sind wir etwa mit Jugendarbeitern sowie ehemaligen Dschihadisten in Kontakt.

Kann die Arbeit von Vortex mit dem Tempo der Propaganda mithalten?

Es geht nicht darum, auf jedes Video von IS & Co zu reagieren. Bei derartiger Propaganda werden immer wieder die gleichen Themen recycelt. Wir arbeiten ein Element nach dem anderen auf.

Welche Verantwortung haben Staaten, etwa Saudi-Arabien?

Eine Verbindung zwischen dem IS und dem Wahhabismus, der sich in Saudi-Arabien entwickeln konnte, ist da. Keine Frage.

Wie wichtig ist es, mit einer islamischen Organisation zu arbeiten?

Sehr, das gibt dem Ganzen Legitimität. Es bestehen genug islamische Gegenbewegungen zum Dschihadismus, auf die sollten wir viel mehr zurückgreifen. Aus unserer eurozentristischen Sichtweise beachten wir diese zu wenig.

Weitere Infos: vortex.univie.ac.at