Wer ist … David Moinina Sengeh?

Von Christina Schröder · ·
Porträt von David Moinina Sengeh
David Moinina Sengeh ist ein vielseitiger Politiker aus Sierra Leone © Foreign Commonwealth and Development Office/ wikimedia_CC BY 2.0

Ein Minister, mit einem außergewöhnlichen Lebenslauf – in Sierra Leone und auf der ganzen Welt.

Als sich David Moinina Sengeh seine langen Dreadlocks abschnitt, löste dies weltweit Reaktionen aus. Was für den 38-jährigen Politiker aus Sierra Leone eine persönliche Entscheidung war, wie er in einem Kommentar in der Washington Post erzählte, hatte für viele mehr Bedeutung – und Vorbildcharakter. 
Viel Resonanz erhielt Sengeh auch im vergangenen Jahr für sein erstes Buch mit dem Titel Radical Inclusion. Darin beschreibt er in sieben Schritten, wie alle Menschen zu einem besseren Miteinander am Arbeitsplatz, zu Hause und in der Welt beitragen können. Seine Botschaft: Inklusion muss von allen praktiziert werden – nicht nur von denen, die von Ausgrenzung betroffen sind.
David Moinina Sengeh ist 1986 im westafrikanischen Sierra Leone geboren und aufgewachsen. Seine Großeltern und seine Mutter arbeiteten im Bildungsministerium, einige seiner Onkel waren Lehrer, einer Chirurg. Sengeh schaffte es in ziemlich viele dieser Fußstapfen zu treten und ging noch einige Schritte weiter.

Mit Prothesen-Forschung auf die Vortragsbühnen
Nach einem Stipendium in Norwegen studierte Sengeh Biomedizintechnik in Harvard in den USA. Er forschte an Impfstoffen gegen Tuberkulose und gründete mit anderen das Start-Up Lebone Solutions, das kostengünstige Batterien aus mikrobiellen Brennstoffzellen entwickelte.
Nach dem Abschluss in Harvard ging er nach Boston und promovierte am MIT Media Lab. Mit seiner Forschung trug er dazu bei, Prothesen komfortabler zu machen, indem er sie an die Bedürfnisse der Patient:innen anpasste. Die Notwendigkeit dafür hatte er in Sierra Leone erfahren – dort haben während des zehnjährigen Bürgerkrieges (1991–2002) Schätzungen zufolge 20.000 Menschen Gliedmaßen verloren.
2014 begann Sengeh eine weitere Karriere als TED-Vortragender und wurde in die Forbes 30 Under 30-Liste aufgenommen. Er gewann den Lemelson-MIT-Preis für seine Innovationen im Gesundheitswesen und wurde als einer von Face2Face Africa’s Young Africans Committed to Excellence ausgewählt.

Vom Hilfe empfangen zum Selbermachen
Nebenher gründete er die Nichtregierungsorganisation Global Minimum Inc, die ein Unternehmer:innenprogramm in Sierra Leone, Kenia und Südafrika unterstützt. Sein Ziel dabei: „Hilfe für Afrika“ in „Made in Africa“ umzuwandeln.
Nach Abschluss seiner Promotion tourte Sengeh 2016 mit seinen Vorträgen über seine Arbeit an Prothesen durch die USA. Dann führte ihn sein beruflicher Weg nach Südafrika: Zu IBM, wo er in der Forschung ein Gesundheitsteam leitete, das KI-gestützte Systeme für die Prävention, Diagnose, Behandlung und das Management von Krankheiten in Afrika entwickelt und implementiert.

Bildung als Regierungsauftrag
Schließlich kehrte Sengeh in seine Heimat Sierra Leone zurück. Im Mai 2018 trat er in das Büro des Präsidenten Julius Maada Bio ein und arbeitete dort als Chief Innovation Officer, 2019 wurde er zum Bildungsminister von Sierra Leone ernannt – ein Ressort, das unter Bio stark aufgewertet worden war. Die Bildungsausgaben haben sich mehr als verdoppelt in dem fast neun Millionen Einwohner:innen zählenden Land, das zu den ärmsten Afrikas gehört.
Als jüngster Minister in der Geschichte Sierra Leones, dessen Altersmeridian derzeit bei 19,5 Jahren liegt, setzte sich der damals 32-jährige Sengeh und Vater zweier Töchter für ein inklusives Bildungssystem ein, in dem Kinder wie Lehrende die bestmögliche Ausstattung bekommen sollten. 

Premieren als Premier
Nachdem Bio 2023 wiedergewählt worden war, stieg Sengeh zum Chief Minister – vergleichbar mit einem Premierministerposten – von Sierra Leone auf. Wie er Inklusion auch privat lebt, zeigt Sengeh unter anderem auf Social Media: Zum Beispiel, wenn er mit seinen Töchtern musiziert und ihnen dabei die Gebärdensprache beibringt.

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