Das Vorzeigeprojekt für eine sozial verträgliche Ölförderung ist geplatzt.
Ein Vorzeigeprojekt für das sozial verträgliche Management natürlicher Ressourcen sollte es werden – jetzt ist es ein Modell des Scheiterns. Am 9. September 2008 hat die Weltbank den Rückzug aus dem Erdölprojekt Tschad/Kamerun bekannt gegeben. „Seit Jahren hat der Tschad die wichtigsten Bedingungen nicht erfüllt und nicht genügend Ressourcen in die kritischen Sektoren der Armutsbekämpfung gesteckt“, erklärte sie.
Als das Tschad/Kamerun-Projekt 2003 entstand, war die Idee dahinter revolutionär: Die Weltbank übernimmt Finanzgarantien für den Bau einer über 1.000 Kilometer langen Ölpipeline von Tschads Ölfeldern in den kamerunischen Atlantikhafen Kribi, Tschads Präsident Idriss Déby verpflichtet sich im Gegenzug, die Öleinnahmen der Kontrolle der Weltbank zu unterstellen und feststehende Anteile in soziale Bereiche fließen zu lassen.
Das ging nur kurze Zeit gut, denn Déby sieht sich gut organisieren Rebellen gegenüber. Um sie abzuwehren, zweigte er schon früh Ölgelder für Rüstungskäufe ab. Schon einmal wurden daher Tschads Öleinnahmen in London eingefroren. Dieser Streit wurde gelöst, als Tschads Regierung sich größere Handlungsfreiheit erstritt. Von der ursprünglichen Intention des Projekts war danach allerdings nichts mehr übrig (siehe SWM 11/2006, S. 16-17)
Tschads Regierung sagt nun ungerührt, sie werde ihre Weltbankschulden begleichen und dann sei man quitt. Der Krieg geht derweil weiter. Ein Sieg für die Verfechter staatlicher Souveränität – und eine Niederlage für diejenigen, die wünschen, dass Bevölkerungen von der Nutzung natürlicher Reichtümer profitieren.
Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur der Berliner Tageszeitung taz.