Erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit braucht Vielfalt und maßgeschneiderte Lösungen. Mehr Geld ist zu wenig. Weniger nehmen wäre auch nicht schlecht.
Für ein paar Tage war sie Thema in unseren Medien. Als die großen G8 auf ihrem Gipfel in Gleneagles Anfang Juli eine Verdoppelung der internationalen Hilfe beschlossen, war die allgemeine Zustimmung groß. KritikerInnen beklagten einen gewissen Etikettenschwindel, denn ein guter Teil der versprochenen Zuwendungen sei nicht „frisches Geld“. Ich stimme dieser Kritik zu. Viel drängender aber scheint mir die Frage: Welche Art der Hilfe hilft? Was ist tatsächlich nachhaltig – auch dann, wenn die Karawane der Geber weitergezogen ist? Vieles weiß man bereits jetzt. Zum Beispiel: Es gibt keine Programme, die für alle Länder oder Regionen passen. Wir brauchen maßgeschneiderte Zusammenarbeit.
Ich bezweifle auch, ob ein paar Prioritäten, wie sie von acht der „weltbesten Ökonomen“ im Rahmen der Initiative „Kopenhagen-Konsens“ vorgeschlagen worden sind, Armut und Not überall beseitigen können.
Die HIV/Aids-Prävention ohne Stärkung der Frauenrechtez um Thema Nummer eins zu machen, wird zumindest im südlichen Afrika nicht zielführend sein. Nahrungszusätze wie Eisen, Jod oder Vitamin A großflächig zu verteilen, ist sicher nicht schlecht. Langfristig muss aber erreicht werden, dass Menschen sich ausreichend und gesund ernähren können.
Es ist fraglos ein Skandal, dass relativ leicht vermeidbare und heilbare Krankheiten wie Malaria noch immer weite Kreise vieler Gesellschaften quälen. Moskitonetze und Medikamente sollten allen Bedürftigen zur Verfügung stehen. Langfristig wird es Gesundheit für alle aber nur geben, wenn für sie auch die Trinkwasser- und Abwasserfrage geklärt ist.
Zwei Beobachtungen möchte ich hier anfügen, die ich während meines kürzlichen achtwöchigen Aufenthalts in Mosambik häufig gemacht habe.
Erstens: Einer neuen (und richtigen) Strategie zufolge wollen ausländische Entwicklungsorganisationen auf alle Fälle einheimische Partner haben. Aus diesem Grund sind beinahe unzählige lokale nichtstaatliche Organisationen (NGOs) entstanden. Viele stehen auf so schwachen Beinen, dass ein Scheitern nach Abzug der Geber unschwer vorauszusagen ist. Der Grundfehler scheint mir darin zu liegen, dass lokale NGOs relativ leicht Gelder für Projekte – also für unmittelbare Aktivitäten – erhalten und sehr schwer Finanzierung für eine Stärkung der Organisation selbst, für Schulung der MitarbeiterInnen, für Administration etc.
Zweitens: Weil lokale NGOs für die Zusammenarbeit so wichtig geworden sind, wird bei zweifelhaften Abrechnungen, Phantasieberichten, ja massiver Korruption lieber weggeschaut. Der Tenor: „Eine NGO kann man sehr leicht kaputt machen. Was dann?“ Ohne Beseitigung von Korruption wird es aber keine dauerhaften Entwicklungserfolge geben.
Eines sollte man bei der Diskussion darüber, welche Hilfe hilft, nicht vergessen: Mehr und richtig geben ist wichtig. Doch weniger nehmen wäre vielleicht noch zielführender. Auf der Tagung der Welthandelsorganisation WTO in Hongkong im Dezember d.J. wäre dazu wieder einmal Gelegenheit.