Wasser wird knapp

Von Simon Gal · ·
Buchcover von
Jürgen Rahmig "Der Kampf ums Wasser" (Hirzel, Stuttgart 2023, 260 Seiten, € 26,80)

Der Autor Jürgen Rahmig tauchte für das Buch „Der Kampf ums Wasser. Im Jahrhundert der Dürre“ tief ein in die Materie.

Das Wasser, die Grundlage allen Lebens auf der Erde, wird knapp. Gründe: Die Klimakrise, lokale Konflikte und der stetig steigende Bedarf zerren an den globalen Reserven. Doch was passiert, wenn nicht mehr genügend vorhanden ist, um die wachsenden Weltbevölkerung zu versorgen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich der deutsche Journalist und Autor Jürgen Rahmig in seinem neuesten Buch und stellt fest: Unsere Nahrungsmittel- und Energieproduktion sind hochgradig vom Wasser abhängig. Das haben auch Machthaber:innen erkannt, die Ansprüche auf Wasserquellen erheben und zusehends bereit sind, diese militärisch durchzusetzen.

Aus der Ressource wird dabei oft ein strategisches Machtinstrument und politisches Sanktionsmittel, so Rahmig. Das Hochwasser im Zuge der Sprengung des Dnepr-Stadamms bei Nowa Kachowka in der Ukraine Mitte Juni hat etwa gezeigt, wie die unbändige Kraft des Wassers zur Kriegswaffe werden kann.

Ringen ums Wasser

Überall, wo das Wasser knapp wird, besonders in Afrika, dem Mittleren Osten und Ostasien, liefern sich Länder einen harten Wettkampf darum. Die negativen Auswirkungen davon, wie so häufig, trägt die Zivilbevölkerung.

In betroffenen Ländern steigt mit der Armut die politische Instabilität. Das spielt etwa terroristischen Vereinigungen in die Hände, wie z. B. Boko Haram in Westafrika, argumentiert Rahmig.

Und der Autor ist sich sicher: Das Konfliktpotenzial um Wasser wird sich durch die Folgen der Klimakrise ausweiten. Dürren lassen riesige Gewässer wie den Aralsee austrocknen, während der steigende Meeresspiegel dazu führt, dass immer häufiger Salzwasser in Süßwasservorkommen gerät.

Diese Probleme beschränken sich dabei keinesfalls auf den Globalen Süden. Auch in Europa und Nordamerika gibt es bereits Regionen, in denen etwa Wassersparmaßnahmen eingeführt werden mussten, um den vorhandenen Vorrat nicht vollkommen aufzubrauchen.

Umgang mit Konflikten
Die zentrale Frage, die Rahmig am Anfang des Buches stellt: „Wird es in Zukunft Kriege um Wasser geben?”, verwandelt sich zum Ende des Buches hin in ein „Wo und wann wird es diese Kriege geben?”.

Deutlich ist, dass Konflikte um Wasser vielerorts, beispielsweise am Nil, im Nahen Osten oder zwischen Indien und Pakistan, bereits in vollem Gange sind und sich der Handlungszeitraum für präventive Maßnahmen oft schon geschlossen hat.

Nun, so Rahmig, gelte es sicherzustellen, dass Konflikte zukünftig ohne Blutvergießen ausgetragen werden und alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Wer die Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise im komplexen Netz der Geopolitik besser verstehen will, wird kaum um die entscheidende Rolle des Wassers umhinkommen. Dieses Buch bietet hierfür einen erstaunlich einleuchtenden Überblick.

Simon Gal hat gerade seinen Zivildienst bei Südwind geleistet und dabei viel über globale Gerechtigkeit und Ungleichheiten gelernt. In Zukunft möchte er die gesammelte Erfahrung zur gemeinsamen Veränderung der Welt beitragen.

Hörtipp: Der Kampf um jeden Tropfen im Ö1-Radiokolleg, von 3. bis 6. Juli, jeweils um 9.05 Uhr

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