Um die Geschäfte der österreichischen Rüstungsindustrie wird nach wie vor Geheimniskrämerei betrieben.
Das fängt beim Sturmgewehr STG 77 der Firma Steyr-Mannlinger an (Lizenzproduktion etwa in Malaysia, SME Technologies) und reicht bis zur Pistole der Firma Glock in Deutsch-Wagram/Ferlach, einem weltweiten Exportschlager. PlastikHandgranaten der Firma ARGES Armaturen werden oder wurden zumindest in Lizenz von der staatlichen Pakistan Ordnance Factory hergestellt; nach indischen Presseberichten tauchten sie auch in Waffenverstecken von Rebellen in Kaschmir auf. Kein Wunder sie werden ja vom pakistanischen Geheimdienst versorgt.
Hirtenberger-Granatwerfer und die dazugehörige Munition wiederum werden etwa von Arsenal Co. in Kasanlak (Bulgarien) in Lizenz produziert. Da sollten die Alarmglocken schrillen: Bulgarische Rüstungsbetriebe sind nicht nur notorisch in illegale Waffenlieferungen verwickelt. Insbesondere Arsenal produziert Kleinwaffen (auch Kalaschnikows) fast ausschließlich für den Export, zumeist nach Afrika.
Zuletzt geriet das österreichische Verteidigungsministerum in die Kritik, als rund 40.000 Sturmgewehre vom Typ STG58 aus Bundesheerbeständen um 7,5 Millionen Schilling an einen Schweizer Waffenhändler verscherbelt wurden. Von den Grünen attackiert, rechtfertigte sich Verteidigungsminister Herbert Scheibner im Vorjahr im Parlament: Was eine Firma, die diese Waffen kauft, dann unter Bruch dieser Bestimmungen, unter Falschangaben mit diesen Waffen unternimmt, das entzieht sich selbstverständlich unserer Einflussnahme. Genauso argumentieren bulgarische Regierungsstellen.
Eine Wiederholung solch dubioser Exporte könnte aber in Zukunft zumindest erschwert sein. Denn durch die letzte Novellierung des österreichischen Gesetzes über die Aus- bzw. Durchfuhr von Kriegsmaterial kann nun die Vernichtung ausrangierter Bestände per Verordnung vorgeschrieben werden wenn der Finanzminister zustimmt. Auch Vermittlung von Waffengeschäften durch Personen mit Wohnsitz oder Sitz in Österreich von außerhalb des EU-Zollgebiets nach außerhalb des EU-Zollgebiets wird nun unter Strafe gestellt.
Praktisch missachtet wurde jedoch ein Forderungskatalog der österreichischen Kampagne Verbessern statt Verwässern, an der auch die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungszusammenarbeit AGEZ beteiligt ist. Unter den ignorierten Vorschlägen: Erfassung der Lizenzabkommen im Ausland und parlamentarische Berichtspflicht des Innenministers über Waffenexporte. Transparenz ist also unerwünscht. Warum, bleibt offen.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.