In Ciudad Juárez wurden 1993 die ersten Leichen des so genannten „Femenizids“ geborgen. Die zuständigen Behörden spielten die Dimension der Verbrechen noch herunter. Es handle sich lediglich um übliche Morde im Prostituiertenmilieu der zwielichtigen Grenzstadt. Die jungen Frauen würden durch ihr Auftreten die Gewalttaten quasi provozieren.
Erst als man eine Religionslehrerin ermordet auffand, mäßigte sich der diskriminierende Diskurs etwas. Der Ägypter Omar Latif Sharif, verdächtigt aller bisherigen Morde, wurde 1995 als erster mutmaßlicher Täter festgenommen. Nach der Festnahme Sharifs riss die Mordserie keineswegs ab. Ein Jahr später präsentierten die Behörden als weitere Täter Mitglieder der Jugendbande „Los Rebeldes“, die Anfang Jänner d. J. zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Wegen Mangels an Beweisen setzte schließlich der Richter die Strafe für Sharif auf 20 Jahre Gefängnis herab – er wurde nur noch eines Mordes für schuldig befunden.
1998 wurde eine regionale Sonderstaatsanwaltschaft mit den Ermittlungen beauftragt. In der Folge gaben sich acht LeiterInnen dieser Einrichtung die Türklinke in die Hand, ohne nennenswerte Resultate erzielt zu haben.