Mary Kreutzer, Corinna Milborn
Sachbuch. Ecowin Verlag, Salzburg, 2008, 240 Seiten, € 19,95
Die Politologinnen und Journalistinnen Mary Kreutzer und Corinna Milborn begaben sich auf eine riskante Spurensuche, um Hintergründe und Methoden von FrauenhändlerInnen aufzudecken. Für ihre Recherche flogen sie gemeinsam mit der Schauspielerin und Gründerin des Vereins „Exit“ Joana Adesuwa Reiterer (s. Interview S. 8) auch nach Nigeria, wo der Großteil der Mädchen und jungen Frauen angeworben werden. Diese werden meist mit falschen Versprechungen angelockt und müssen zudem vor Voodoo-Priestern schwören, die HändlerInnen nicht zu verraten, da sie sonst sich selbst und ihre Familien oder Angehörige in Gefahr bringen.
Der Preis für die Reise nach Europa einschließlich des Schlepper-Anteils beträgt an die 40.000 Euro, dieses Geld müssen die jungen Frauen in Europa abarbeiten. Dass Prostitution der einzige Weg ist, erfahren sie meist erst, wenn es kein Zurück mehr gibt, also vor Ort oder während ihrer schwierigen Reise nach Europa.
„Ich fiel aus allen Wolken. Die Madame gab mir Kleider und erklärte mir, ich müsse in der Prostitution arbeiten und damit 35.000 Euro abzahlen – 1.000 Euro pro Woche. Dazu 400 Euro im Monat für Kleider, 450 für Essen und 250 Euro für Miete. Ich musste also über 5.000 Euro im Monat abliefern. Es kam aber immer noch etwas hinzu – ein Monatsticket, das ich zahlen musste, ein Friseurbesuch, Geld für Kondome. Sie nahm, nahm, nahm.“ (S. 55)
Das Geschäft mit dem Handel von Frauen aus Afrika liegt vor allem in der Hand von so genannten Madames. Oft waren sie früher selbst Opfer von Zwangsprostitution – und verhalten sich dann noch rücksichtsloser. Verweigern die Frauen die Prostitution, werden sie durch Gewalt gefügig gemacht oder es wird das Leben ihrer Angehörigen bedroht.
Die Autorinnen gehen auch auf die Rolle des Staates ein und zeigen auf, wie das österreichische Rechtssystem den MenschenhändlerInnen in die Hände spielt. Ein erschütterndes Buch, das durch die Berichte von betroffenen Frauen einen tiefen Einblick in die Erlebnisse und den Alltag der Opfer gibt, Ursachen nennt und Lösungsansätze bietet.