Der Rücktritt von Präsident Mesa und die Annahme des Rücktritts durch das Parlament am 9. Juni haben die chaotische Lage im Land wieder einigermaßen entspannt. Mesas Amtsverzicht waren anhaltenden Unruhen, Straßenblockaden und Massenprotesten der Bevölkerung vorangegangen; der Präsident hatte sich bis zuletzt geweigert, den Streitkräften einen Einsatzbefehl zu geben.
Der Interimspräsident Eduardo Rodríguez, Vorsitzender des Obersten Gerichtshofes, hat kein leichtes Amt geerbt. Seine Hauptaufgabe wird die Ausschreibung und Durchführung der nächsten Wahlen sein, die gegen Jahresende statttfinden dürften. Einige Oppositionsführer haben allerdings angekündigt, die Proteste weiterzuführen, falls ihre Forderung nach einer Nationalisierung der Erdöl- und Erdgasvorkommen nicht erfüllt werde. Weitere Forderungen sind die Einberufung einer Verfassunggebenden Versammlung und ein Referendum zur Autonomiefrage.