Am 12. Februar erfuhr die französische Nachrichtenagentur AFP aus Militärquellen, dass algerische und mexikanische Söldner die M-24 und M-28 Kampfhubschrauber flogen, mit denen die Regierung des Tschad den Rebellenangriff auf die Hauptstadt zurückschlug. Nach denselben Quellen war auch das Unternehmen Blackwater (siehe Seite 32) bei Aufklärungsoperationen mit von der Partie.
Der Einsatz von Söldnern in Afrika hat eine lange Tradition, die bis ins alte Ägypten zurückreicht. Der französische Journalist Philippe Chapleau erinnert in einem Buch („Les mercenaires de l’antiquité à nos jours“, Rennes 2006) daran, dass Pharao Sesostris III. zwischen 1881 und 1842 v. Chr. eine ständige Armee von sudanesischen und palästinensischen Söldnern rekrutierte, um sich gegen die Einfälle der Nubier zu wappnen. Lange Zeit später bedienten die europäischen Kolonialmächte sich massiv vor Ort angeheuerter Söldner. Von 1844 bis zum ersten Weltkrieg rekrutierte Portugal in seinen Kriegen in Guinea-Bissau, im nördlichen Mosambik und in Angola lokale Söldner. Seit 1857 setzten die Franzosen die berüchtigten senegalesischen tirailleurs, Scharfschützen, ein, während die Briten an die 1.000 Hausa-Soldaten aus dem heutigen Nigeria in ihren Feldzügen gegen das Asante-Königreich im heutigen Ghana an die Front schickten.
Das goldene Zeitalter der „Kriegshunde“ begann nach der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Staaten in den 1960er Jahren. Eine der Hauptfiguren war neben „Mad Mike“ Hoare der erst kürzlich, im Oktober 2007, verstorbene Bob Denard. Beide wurden von dem vom Kongo abgespaltenen Staat Katanga angeheuert, und viele dieser Söldner standen auf der Gehaltsliste des belgischen Kupfergiganten Union Minière. Ein anderer Höhepunkt dieser Geschichte war der Biafra-Krieg, in dem Söldner auf beiden Seiten kämpften. Doch das Fiasko einer CIA-unterstützten Söldnerexpedition zur Unterstützung der FNLA in Angola, die 1976 mit der Verhängung der Todesstrafe gegen 17 von ihnen durch einen Gerichtshof in Luanda endete, dämpfte für eine Weile die Begeisterung der Kriegshunde.
Anfang der 1990er Jahre veränderte eine Kombination verschiedener Faktoren die Situation völlig. Der Fall der Berliner Mauer und das Ende der Apartheid in Südafrika verringerten die Gefahr direkter militärischer Konflikte zwischen nationalen Armeen. Diese Ereignisse führten zusammen mit neuen technologischen Entwicklungen und dem allgemeinen Trend zur Auslagerung militärischer Dienstleistungen dazu, dass eine große Anzahl gut ausgebildeter Soldaten der Armeen von Südafrika, der NATO-Staaten und der Länder des Warschauer Pakts abgebaut wurden und bereit waren, sich anheuern zu lassen. Auf der anderen Seite sahen sich die zerbrechlichen afrikanischen Staaten mit dem Druck des Internationalen Währungsfonds zur Kürzung der öffentlichen Ausgaben und mit dem Rückgang der ausländischen Militärhilfe nach dem Ende des Kalten Krieges konfrontiert. Es fiel ihnen immer schwerer, die Kosten für konventionelle Armeen und für die Niederschlagung von Rebellionen und ethnischen Konflikten zu tragen. Der aus der Globalisierung resultierende Wettstreit um die natürlichen Ressourcen Afrikas schuf auch neue Sicherheitsbedürfnisse für ausländische Öl- und Bergbauunternehmen, die in diesem instabilen Umfeld tätig sein wollten. Auch andere Akteure wie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und UN-Agenturen wurden zu regelmäßigen Kunden von privaten Sicherheitsdienstleistern in Afrika.
Dieses Umfeld begünstigte das Entstehen einer Reihe von privaten militärischen Unternehmen wie Executive Outcomes (EO) in Südafrika oder Sandline in Großbritannien, die, im Gegensatz zur Generation der Kriegshunde in den 1960er und 1970er Jahren, öffentliche Anerkennung für ihre Tätigkeit suchten. Diese Unternehmen, die vorzugsweise unter den Mitgliedern früherer Elite-Einheiten wie dem südafrikanischen Buffalo-Bataillon und den britischen SAS-Kommandos rekrutierten, boten eine große Bandbreite von Dienstleistungen an, angefangen vom Schutz von Erdöl-Förderanlagen – wie im Fall der EO in Angola – bis hin zum Kriegseinsatz gegen die UNITA-Rebellen, wo sie eine entscheidende Rolle im Kriegsausgang spielten. Ebenso wie in Sierra Leone, wo die Intervention von Sandline der britischen Armee und der UNO 1997 half, ihre Truppen zu stationieren. Der Umfang der EO-Verträge stieg auf Dutzende von Millionen Dollar an. Aber diese Interventionen schufen durch ihre Verzahnung mit wirtschaftlichen Interessen auch ethische Konflikte. So folgte zum Beispiel Executive Outcomes unmittelbar das Unternehmen DiamondWorks, im Eigentum des früheren SAS-Oberst Tony Buckingham, der dabei mithalf, die Zusammenarbeit von EO und der Regierung in Luanda aufzubrechen. Diese Firma erhielt Diamanten-Konzessionen in Angola und Sierra Leone. In Kongo-Brazzaville sicherte sich das israelische Unternehmen Lev’Dan 1994 die Förderrechte für Erdöl.
Der südafrikanische Söldner-Spezialist EO wurde beschuldigt, in seinen Aktionen gegen die rechte UNITA in Angola Napalm eingesetzt zu haben. Während des Bürgerkriegs in Côte d’Ivoire starben 2004 neun französische Soldaten beim Bombardement ihrer Unterkünfte durch Flugzeuge, die von osteuropäischen Piloten geflogen wurden, die Präsident Laurent Gbagbo angeheuert hatte.
Doch trotz des Bemühens der privaten militärischen Unternehmen um öffentliche Anerkennung waren und sind sie auch in Destabilisierungsaktivitäten verwickelt. Im März 2004 wurde eine Gruppe von vorwiegend südafrikanischen Söldnern am Flughafen von Harare, der Hauptstadt Simbabwes, verhaftet, die von Simon Mann, einem früheren Offizier einer britischen Elite-Einheit mit engen Beziehungen zu EO, rekrutiert worden waren. Sie waren auf dem Weg nach Äquatorialguinea, um Präsident Teodoro Obiang Nguema zu stürzen. Auftraggeber waren einige Geschäftsleute, darunter Mark Thatcher, Sohn der ehemaligen Eisernen Lady Großbritanniens.
Als das Thema der „Profit-Killer“ von EO und der Sandline-Skandal (die Firma verletzte 1997 das UN-Waffenembargo gegen Sierra Leone) allgemein bekannt wurden, versuchten die militärischen Dienstleister, sich ein niedereres Profil zuzulegen und ihre Protagonistenrolle abzulegen.
Diese Tendenz wurde durch einige internationale Entwicklungen verstärkt. 1989 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine – unverbindliche – Resolution, in der sie die Rekrutierung, den Einsatz, die Finanzierung und die Ausbildung von Söldnern verurteilte. Bezeichnenderweise ratifizierte keines der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates die Entschließung. Die Vereinten Nationen beauftragten sogar selbst private Militärunternehmen wie die Defence Systems Ltd aus Großbritannien zur Ausbildung von Polizisten in Somalia oder zur Entwaffnung der Renamo-Rebellen in Mosambik in den 1990er-Jahren. Sogar die Auslagerung von friedensschaffenden UN-Operationen – zu einem günstigeren Preis als die Stationierung von UN-Blauhelmen – rückt nun in den Bereich der Möglichkeit. 2005 wird das US-Unternehmen Pacific Architects Engineers, das nun dem Rüstungskonzern Lockheed-Martin gehört, zur Bewachung von fünf Flughäfen der UN-Mission im Kongo angeheuert. In Darfur ist schon seit Oktober 2004 die französische Firma Secopex vom UNHCR zum Schutz ihres Personals engagiert.
Nach den Spannungen zwischen der Regierung in Bagdad und den internationalen Sicherheitsdienstleistern nach dem Blackwater-Skandal im September 2007 (siehe nebenstehenden Artikel) gilt nun Afrika als einer der besten Plätze für die Branche. Gemäß einem Bericht des Industrial College of National Defence Fort McNair in Washington D.C. vom Frühjahr 2007 beteiligen sich die privaten Militärunternehmen aktiv an der Beratung und Ausbildung vor allem in Afrika, wo die US-Regierung ihr neues Afrika-Kommando (AFRICOM) aufbaut. „Afrika kann in den nächsten 20 Jahren für die PMC-Industrie (Private Military Companies; Anm.) denselben Stellenwert einnehmen wie Irak in den letzten vier Jahren, nämlich den eines beachtlichen Wachstumsimpulses“, wird in dem Bericht resümiert.
Die deklarierten Zielsetzungen von AFRICOM, nämlich die US-Interessen in Afrika zu schützen und auf dem Kontinent ein stabiles Umfeld herzustellen (vor allem im ölreichen Golf von Guinea), beinhalten die Ausbildung und Ausstattung von afrikanischen Sicherheitskräften und die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten für US-Firmen wie den Marktführer DynCorp, der bereits in Somalia und Liberia logistische Unterstützung und Ausbildung von Friedenstruppen durchführt. Ein anderer großer Dienstleister, die Military Professional Resources Inc. (MPRI), die das Know-how von 2.000 ehemaligen US-Offizieren anbietet, trainiert im Rahmen eines Ausbildungsprogramms der Vereinigten Staaten die Armeen von neun afrikanischen Ländern, darunter Äthiopien, Nigeria und Ruanda.
Der französische Journalist François Misser lebt in Brüssel und beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Afrika sowie mit den Beziehungen EU – Afrika. Mitarbeiter der Berliner taz, von BBC-Afrique und anderen Medien. Autor eines Buches über die PMCs (Mercenaires SA) und über den Diamantenhandel in Afrika (Economie politique du diamant africain). Übersetzung Werner Hörtner.