Erich Fenninger/Volkshilfe (Hg.)
Mandelbaum Verlag, Wien 2012, 168 Seiten, EUR 15,40
Die Westsahara an der Atlantikküste Nordwestafrikas wird seit dem Abzug der Kolonialmacht Spanien von Marokko beansprucht und annektiert. Die heutige Besetzung ist Produkt des europäischen Kolonialismus und der unrechtmäßigen Aufteilung durch europäische Staaten im Berliner Kongress 1884. Auch heute profitiert Europa durch billige Fischfangverträge, Zugang zu Phosphaten und die preisgünstige Abwehr von Einwanderern ohne gute Beziehungen.
„Die europäische Staatengemeinschaft bemüht sich um kollektives Vergessen“, heißt es im Vorwort des Buches. Wir sollten nicht wissen, dass ein Land besetzt und ein Volk durch eine über 2.500 km lange Mauer auseinandergerissen ist. Wir wissen auch nichts von den Sandwällen, die mit Antipersonenminen in außergewöhnlicher Dichte kontaminiert sind.
Die Volkshilfe war die erste NGO, die nach der Besetzung Marokkos 1976 die Sahauris humanitär und politisch unterstützte. Zehntausende Nomadenfamilien waren vor den Bombenangriffen nach Algerien geflüchtet und hatten in der Wüste um Tindouf provisorische Zeltlager errichtet. Mitte der 1980er Jahre baute die Volkshilfe die ersten Kindergärten und Schulen.
In dem Band kommen Sahauris, ExpertInnen und andere Personen, die sich seit Jahren bzw. Jahrzehnten für die Menschen der Westsahara engagieren, zu Wort. Etwa die ehemalige Kindergärtnerin Nadjat Hamdi, heute Vertreterin der DARS (Demokratische Arabische Republik Sahara) in Österreich. Ihre große Hoffnung ist, „dass wir endlich das Referendum bekommen, das uns laut UNO-Resolution seit den 1960er Jahren zusteht“. Zehntausende ehemalige Nomadenfamilien leben immer noch in den Lagern um Tindouf. „Die Bevölkerung der Westsahara soll endlich ihr Recht auf Selbstbestimmung ausüben können“, wünscht sich Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich. „Helfen Sie mit, indem Sie Information über die Lage der Menschen in der Westsahara und den besetzten Gebieten verbreiten.“ Das Buch wäre auch als Geschenk an PolitikerInnen geeignet.
Gabriele Müller
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