Liebe und Hass liegen nah beieinander. So kann es uns beim Musikhören ergehen: Zunächst heißeste Begeisterung, die im nächsten Augenblick in tiefste Ablehnung kippen kann. Kennen Sie das? Auch umgekehrt vorstellbar. Schockartiges Erst-Erlebnis, Schrecken, Ekel, und plötzlich Faszination, Begehren.
Beispiel? Ich lese am Cover „Hochheidecksburg”, drücke auf Play und es tönt mir ein sehr deutscher Marsch entgegen. Grässlich. Dass die Musiker jedes ihrer Konzerte damit eröffnen, als Irritation fürs Publikum, hilft mir im Augenblick gar nichts; da bleibt scheinbar nur tapferes Durchhalten der endlosen drei Minuten. Und auf einmal fällt mir Loriot ein, der in einem seiner Sketches den Großvater einer Familie spielt und immer denselben deutschen Marsch hören will (wenn auch einen anderen als „Hochheidecksburg”). Und die Erinnerung hilft mir, die Musik auf einmal zu mögen. Schneller als erhofft taucht Cut 2 am Display auf.
Die zackigen Blasmusiksoldaten verwandeln sich flugs in einen Haufen verwegener Gesellen, die, in einer furiosen Schnellpolka, Wodka, Budweiser und Kölsch feiern. Auf einmal liebe ich sie, die Schäl Sick Brass Band. Aber das kann sich ganz schnell ändern …!
Kesh Mesh. Schäl Sick Brass Band. Westpark 87089 (www.westparkmusic.com) Blasmusik aus Griechenland, Bulgarien, Kurdistan, Ägypten, mit schwerem Blech und schwerem Schlagzeug, Gitarren, herrlichen Sängerinnen; und stets zwischen Oase und Bierzelt pendelnd.
P.S.: Mit „Schäl Sick” ist das linke Ufer des Rheines gemeint.