Brandes & Apsel, Frankfurt/M. 2005, 464 Seiten, EUR 36,-
Das heutige Südafrika kann als eine der wenigen sich erfolgreich entwickelnden Transformationsregionen der Welt gelten. Trotzdem bestehen, zwölf Jahre nach Beendigung der Apartheid, noch Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten innerhalb der südafrikanischen Gesellschaft, die sich entlang der Grenzen von „race, class and gender“ konzentrieren.
Veronika Wittman geht in ihrem Buch diesen Diskontinuitäten nach und erforscht, was für eine Rolle besonders der Gender-Aspekt im Wandlungsprozess spielt. Zurückgehend auf die Widerstandsaktionen gegen das Apartheidregime haben Frauenbewegungen in Südafrika eine eigene Stärke und Dynamik erhalten, die heute in unterschiedlichen Gender-relevanten Organisationen genützt werden kann. Mittels einer empirischen, qualitativen Studie untersucht die Autorin die verschiedenen Arbeitsansätze dieser Gruppen, wobei sie sich für ihre Interviews in die hochindustriellen Zentren von Kapstadt ebenso begab wie in die Townships der Region Western Cape, in denen große Teile der „schwarzen“ Bevölkerung nach wie vor unter unmöglichen ökonomischen Bedingungen leben. Zu Wort kommen MitarbeiterInnen von NGOs und von informellen basisnahen Hilfsgemeinschaften. Dementsprechend vielgestaltig wirken auch die Interviewfragen, die politisch-rechtliche Entwicklungen behandeln, die Probleme und Chancen eines Engagements für Gender Empowerment aufzeigen wollen, sowie einen Einblick geben in die teilweise sehr persönlichen Ansichten der Menschen über ihre Lebenswelt im neuen Südafrika.
Die Besonderheit dieser Arbeit liegt in ihrem direkten Zugang zu lokalen Bewegungen. Sie verschafft Stimmen Raum, die sonst zu selten gehört werden – wie etwa jenen der Township-BewohnerInnen. Da die Interviews im Originalton dokumentiert und auf Englisch in den Text eingearbeitet wurden, bleibt die Authentizität der Aussagen erhalten, was allerdings stellenweise auf Kosten der Lesbarkeit des Buches geht.