Die Auseinandersetzung um Tourismus in das Albtraumland Burma hält an – und der Druck auf die AUA, ihre Flüge dorthin einzustellen, wächst.
Im SÜDWIND wurde schon mehrmals über die Diskussion um Burma-Reisen berichtet (SWM 2, 7-8 und 9/03). Das Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung, respect, war wegen seiner wohl kritischen, doch letzten Endes befürwortenden Haltung zum Burma-Tourismus und wegen einer von der Reisebranche finanzierten Burma-Reise ins Schussfeld der Kritik nationaler und internationaler NGOs geraten.
Kurz vor Weihnachten stellte respect-Geschäftsführer Christian Baumgartner auf einer Pressekonferenz und Podiumsdiskussion eine Informationsbroschüre zu Burma vor, die von der Lauda Air und dem Reiseveranstalter TaiPan an die Reisenden verteilt wird. In der aufwändig gestalteten Hochglanzbroschüre wird nicht nur auf die Sehenswürdigkeiten des Landes verwiesen, sondern auch ausführlich auf die Schattenseiten der brutalen Militärdiktatur eingegangen.
Bei der Diskussion sorgte Walter Sauer, Internationaler Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, für Überraschung. Der ÖGB, der bisher der Boykottinitiative gegen die Lauda Air, die als einzige europäische Luftlinie Burma anfliegt, ziemlich reserviert gegenübergestanden war, ist nun voll auf den Zug der BoykottbefürworterInnen aufgesprungen. Das mag wohl auch daran liegen, dass die Internationale Transportarbeitervereinigung (ITF) das Burma-Engagement der AUA-Tochter Lauda streng verurteilt und ein Ende der Flüge nach Rangun fordert.
Im Mittelpunkt der nicht gerade neuen Diskussion steht die Frage, ob ein nachhaltiger und kritischer Tourismus, wie ihn Respect propagiert, unter den Rahmenbedingungen einer strengen Diktatur möglich ist. Hier wird die Diskussion schnell zu einer Glaubensfrage, denn es lassen sich sowohl Pro- als auch Contra-Stimmen finden. Natürlich werden die in der Respect-Broschüre gleich eingangs zitierten Personen wie ein Taxifahrer und eine Reiseleiterin für den Tourismus sein, und BesucherInnen aus dem Ausland können ganz allgemein den Menschen das Gefühl der internationalen Isolierung nehmen. Doch bleibt die Tatsache bestehen, dass der Tourismus die Militärjunta wirtschaftlich unterstützt: zwölf Prozent der Einnahmen der touristischen Privatunternehmen gehen an die Diktatur, und bei den staatlichen Hotels und Einrichtungen sind es gar 100 Prozent.
Respect will zu einem Reisen „mit offenen Augen und Ohren“ animieren und dass mit einer Burma-Reise „in erster Linie die Bevölkerung des Landes unterstützt wird“. Tatsache ist auch, dass demokratische burmesische Instanzen wie das Exilparlament und der Gewerkschaftsverband Tourismus unter den gegenwärtigen Umständen ablehnen und die AUA zu einer Einstellung ihrer Flüge auffordern. Der Druck auf die österreichische Fluglinie wächst. Immerhin sind bei den Webhinweisen in der Respect-Broschüre Adressen regime- und tourismus-kritischer Bewegungen, auch der internationalen Burma-Kampagne, angegeben. Wenn die Reisenden deren Aufforderungen ernst nehmen, müssten sie allerdings umgehend ihren Flug wieder stornieren …
www.burmacampaign.org.uk www.freeburmacoalition.org www.respect.at