Die weltweit bedeutendeste Initiative gegen Korruption ist in 85 Ländern vertreten.
Eine Gruppe von zehn Personen überwiegend aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, darunter Peter Eigen, Frank Vogl (beide früher Weltbank) und Kamal Hossain (früher Finanzminister von Bangladesch) gründete 1993 „Transparency International“ (TI). Am Gründungstreffen nahm auch der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Präsident von Costa Rica, Oscar Arias Sánchez, teil. In wenigen Jahren wuchs TI zur weltweit bedeutendsten Anti-Korruptionsinitiative mit inzwischen 85 nationalen Sektionen heran. Das zentrale Sekretariat in Berlin beschäftigt derzeit über 50 MitarbeiterInnen. Mitglieder des illustren 37-köpfigen „Beratenden Ausschusses“ sind acht amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs, darunter Mary Robinson (Irland), Jimmy Carter (USA), Olusegun Obasanjo (Nigeria) und Richard von Weizsäcker (Deutschland) sowie sieben Minister.
Zu den wichtigsten Aktivitäten von TI gehören:
– Informationsarbeit durch Herausgabe eines Infobriefs und durch Veröffentlichung eines jährlichen „Globalen Korruptionsberichts“.
– zwei Korruptionsindizes, mit denen die meisten Länder in eine Rangfolge gebracht werden. Der Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) misst die Korruptheit der öffentlichen Verwaltung, wie sie anhand repräsentativer Umfragen unter Unternehmen eingeschätzt wird. Der „Bribe Payers Index“ (BPI) schätzt auf der anderen Seite die Bereitschaft von Unternehmen, durch Bestechung an öffentliche Aufträge zu gelangen (s. S. 32).
– Die jährliche Veröffentlichung der Rangfolgen hat vor allem in Ländern, deren BeamtInnen und Unternehmen im globalen Vergleich als am korruptesten eingeschätzt werden (Bangladesch, Nigeria, Haiti, Paraguay, Burma), oder schlechter als öffentlich erwartet abschneiden (Deutschland und Österreich rangieren zum Beispiel beim CPI 2003 mit vergleichsweise dürftigen Werten auf Rang 16 und 14), teilweise heftige öffentliche Diskussionen ausgelöst.
– Die Initiierung von internationalen Anti-Korruptions-Konventionen (zum Beispiel OECD- und UN-Konvention) und die Beobachtung ihrer Umsetzung („Monitoring“).
– Die Schaffung nationaler Integritäts-Allianzen zwischen Organisationen und Unternehmen mit den nationalen TI-Sektionen als Vernetzungsorgan.
– Seit 2000 vergibt TI jährlich Integritätspreise (TI Integrity Awards), mit denen vor allem auch die Arbeit von „Wistleblowers“ (Verpfeifer) gewürdigt wird.
– Ein umfangreiches Online Forschungs- und Informations-System (CORIS) bietet die Möglichkeit der kostenlose Online-Recherche.
Um seine Unabhängigkeit zu bewahren, finanziert sich TI aus einer Vielzahl von Quellen: Spenden und Projektfinanzierungen von Entwicklungsinstitutionen (außer Weltbank), Stiftungen (etwa Ford oder Soros Foundation) und Privatunternehmen sowie durch Honorare und Erlöse aus Publikationen.
TI versteht sich als Nichtregierungsorganisation aktiver Zivilgesellschaften. In Ländern, in denen es keine Zivilgesellschaften gibt – oder wo sie nicht agieren können – strebt TI keine nationalen Sektionen an (etwa China und Saudi Arabien). Überraschend ist, dass es auch in Japan keine TI-Sektion gibt.
TI hält Abstand davon, Einzelfälle von Korruption aufzugreifen. Dadurch will TI seine Chancen erhöhen, einen Konsens zwischen den Interessengruppen auf allen Ebenen herzustellen und die Rahmenbedingungen der Korruptionsbekämpfung zu verbessern. TI ermutigt aber insbesondere JournalistInnen und „Wistleblowers“ bei der Aufdeckung einzelner Korruptionsfälle.
www.transparency.org www.globalcorruptionreport.org