Über das Greenpeace-Engagement in Sydney kann man geteilter Meinung sein. Die Faktenlage sollte man dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren. Greenpeace wurde lange Zeit vorgeworfen, nur zu konfrontieren und nichts zur Problemlösung an sich beizutragen. Dass dem nicht so ist, beweist gerade das Engagement in Sydney. 1992 gewann ein von Greenpeace anonym eingereichtes Konzept für Grüne Spiele die Ausschreibung der australischen Olympia-Planer. Man arbeitete anschließend zwar mit den Veranstaltern als unabhängige Beobachter für eine entsprechende Umsetzung zusammen, aber nicht für die Veranstalter. Ein wichtiger Unterschied! Bis zur Olympiade, während der Spiele und auch noch darüber hinaus war Greenpeace immer an vorderster Front, wenn es darum ging, „olympische“ Missstände aufzudecken. Das gilt auch für die Dioxin-verseuchte Homebush Bay, die neben dem Olympiagelände liegt, aber nicht zum Gelände selbst gehört. Kurz vor den Spielen im Jahr 2000 rang Greenpeace der damaligen Regierung von North South Wales eine Zusage für die fachgerechte Säuberung der Bucht ab. Und noch heute kämpft die Organisation gegen die unsachgemäße Entsorgung des gelagerten Giftmülls an. Dass sich die Ökobilanz der Spiele in Sydney „trotzdem“ sehen lassen kann, bleibt unbestritten:
- in weitgehend „grünes“ Olympisches Dorf (zu 80% PVC-frei; Tropen- und Urwaldholz-frei; energiesparend; Solaranlagen…)
- Coca Cola, einem der größten Sponsoren Olympischer Spiele, wurde ein weltweiter Ausstieg aus FCKW- und FKW-Kühlanlagen bis 2004 abgerungen;
- ein ökologisches Verkehrskonzept.
Davon auszugehen, dass von der Wirtschaft in den NGO-Bereich wechselnde Personen Übles im Schilde führen und die jeweilige NGO infiltrieren wollen, scheint mir doch etwas weit hergeholt. David McTaggart, der wahrscheinlich größte Visionär und Aktionist des Umweltbereiches, kam selbst aus der Wirtschaft. Gerade deshalb war es ihm möglich, die Strukturen aufzubrechen und den Umwelt zerstörenden Mechanismen gezielt entgegenzutreten.
Getraud Findl
1200 Wien