Globales Handeln braucht globales Denken. Doch davon sind wir weit entfernt.
Was wirklich wichtig ist im Leben, kann nicht gekauft werden. Die alte Spruchkalender-Weisheit kann erweitert werden: Was wirklich wichtig ist im Leben, ist unteilbar. Der Anspruch auf Freiheit, Sicherheit, gutes Leben und eine intakte Umwelt muss für alle gelten. Niemand kann wirklich frei und sicher sein und ein gutes Leben führen, wenn die Mehrheit davon ausgeschlossen ist. In so genannten Gated Communities, Siedlungen hinter hohen Schutzmauern abgeschottet gegen die Armut, lebt es sich vermutlich nicht besonders entspannt.
Auch wenn in den gemäßigten Zonen der Klimawandel langsamer und subtiler spürbar wird als im Süden: Eine Welt, in der weite Gebiete für ihre Bevölkerung unbewohnbar geworden sind, ist mit Sicherheit kein gemütlicher Ort, auch für die Reichen, die die Mittel und die Techniken haben, sich zu schützen.
Finanzkrise und Klimawandel führen es eindrucksvoll vor Augen: Die größten Herausforderungen unserer Zeit können nur global – in enger Zusammenarbeit von Industrie- und Entwicklungsländern – bewältigt werden.
Parallel dazu verschärfen sich international wie im eigenen Land die Spaltungstendenzen. Auch in Österreich: arm gegen reich, alt gegen jung, Unterschicht gegen Mittelschicht (in der Debatte rund um das so genannte Transferkonto), ÖsterreicherInnen gegen MigrantInnen usw.
Nicht von ungefähr unterstützen neoliberale Publizisten die Spaltung und stellen öffentlich die Frage, ob das Kindergeld von den (Unterschicht-)Eltern versoffen wird. Oder stellen hämisch fest, dass Österreich ein Paradies für Rentner sei, während gleichzeitig die Jungen, Erfolgreichen ins Ausland gehen würden. Einen Keil zwischen die Generationen zu treiben ist noch keine vernünftige Bildungs- oder Alterssicherungspolitik.
International, vor allem in der Klimapolitik, heißt es derzeit vor allem: Schwellenländer (wie China, Indien oder Brasilien) gegen Industrieländer, während große Teile der Welt, vor allem Afrika, aus dem Denken und Handeln überhaupt ausgeblendet werden. Maßnahmen gegen die Finanzkrise, etwa eine funktionierende Finanzmarktaufsicht, sind nur global möglich. Dennoch verabschieden die USA Konjunkturpakete mit protektionistischen Klauseln. Wo wir mehr Gemeinschaft bräuchten, wird es eng im Denken, nehmen Fundamentalismus und Schwarz-Weiß-Denken zu.
Es sind nicht nur die Beharrungskräfte, die Lösungen für die anstehenden Probleme verhindern. Die NutznießerInnen diverser Krisen haben ein Interesse daran, dass alles so bleibt, wie es ist. Das Prinzip „teile und herrsche“ funktioniert immer noch. Längst handeln wir global, doch unser Denken hinkt nach, ist weit davon entfernt, globalisiert zu sein.
Der Politikbereich, der eine echt globale Perspektive einnehmen könnte – die Entwicklungspolitik – wird finanziell ausgehungert und bleibt politisch marginalisiert.
Wenn wir bessere Zeiten wollen, müssen wir sie weltweit fordern. Bessere Zeiten weltweit werden nur möglich sein mit einem besseren Miteinander weltweit.