Lebensgeschichten der Straße
Ediciones UTA, Mexiko-Stadt 2003, 203 Seiten, EUR 11,90 (zu bestellen bei Amadeus-Filialen, unter 07276/2726 oder bei syl_k@yahoo.de)
„…Und mir war alles egal!” – ein Ausspruch, der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ausdrückt. Ein Ausspruch, der die LeserInnen in die Straßen von Mexiko-Stadt führt. Die in Mexiko lebende Österreicherin Sylvia Karl schildert in diesem Buch mit den Worten von zwölf Jugendlichen, die auf den Straßen der größten Stadt der Welt leben, die Realität sozialer, wirtschaftlicher und politischer Marginalisierung. In unverblümter Sprache sprechen sie über ihr jahrelanges Leben auf der Straße, über Drogensucht, Polizeigewalt, familiäre Auflösung, Vergewaltigung, Prostitution, Gefängnis und Tod.
„… und mir war alles egal!” ist die Essenz dieser zwölf Schicksale, die stellvertretend für Tausende in Mexiko, Lateinamerika und in vielen anderen Teilen der Welt stehen, wo die Wirtschaftsmodelle immer mehr Familien die Lebensgrundlage entziehen und politische Eliten nach den USA und Europa blicken anstatt auf die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung.
In einigen begleitenden Artikeln laden die AutorInnen zur näheren Analyse der wirtschaftlichen und politischen Verantwortung für Armut und Marginalisierung in Mexiko ein. Die Lösung der Straßenkinderproblematik ist ja keinesfalls die Betreuungsarbeit. Einzig und allein die Bekämpfung der Ursachen kann die zunehmende Marginalisierung von Kindern und Jugendlichen mindern. Wer aber bekämpft die Ursachen dieser Problematik auf globaler Ebene? Es scheint die politisch Verantwortlichen nicht zu kümmern, indigene Kinder vom Land als BettlerInnen, Kinder als Prostituierte, Kleinkriminelle als DrogendealerInnen und Drogensüchtige – kurz Kinder auf der Straße zu sehen.