Aus dem mexikanischen Spanisch übersetzt von Miriam Lang. Verlag Assoziation A, Hamburg 2005, 240 Seiten, € 16,80
„Unbequeme Tote“, der vom zapatistischen Subcomandante Marcos und dem mexikanischen Krimi-Autor Paco Ignacio Taibo II „vierhändig“ geschriebene Roman, ging bereits vor seinem Erscheinen durch die Presse: Die zwölf Kapitel erschienen ab Dezember 2004 als Serie in der linken Tageszeitung „La Jornada“. Immer abwechselnd ein Kapitel von jedem Autor. Den Anfang machte der „Sup“; von ihm erging auch die Herausforderung zur Mitarbeit an Taibo, der sie gerne annahm.
„Unbequeme Tote“ ist ein Kriminalroman, in dem Taibos hinkender, schnauzbärtiger, linker Privatdetektiv Belascoarán aus Mexiko-Stadt und Marcos’ Elías Contreras, angegrauter Ermittler aus den Reihen der EZLN, parallel und zum Teil gemeinsam im Fall des mysteriösen Morales ermitteln. Geheimnisvolle Botschaften eines längst Verstorbenen bringen Belascoarán auf die Spur eines Mannes, der scheinbar eine Blutspur durch die jüngere Geschichte Mexikos zieht: Studentenmassaker, Folter, Verschwundene, paramilitärische Schlägertrupps – kurzum: kaum eine Missetat, an der dieser Mann, ein Ex-Guerrillero, nicht beteiligt war. Selbst der Mörder des geheimnisvollen Anrufers soll er gewesen sein.
So beginnen die Parallelermittlungen, bis sie in Mexiko Stadt, dem „Monstrum“, wie Elías gemäß dem zapatistischen Wortgebrauch die Megametropole nennt, zusammen geführt werden. Die beiden Ermittler machen sich zunächst gemeinsam und dann wieder getrennt auf die Suche nach dem „Bösen“.
In dem Roman tauchen, wie in den Büchern Taibos, Marcos’ Kommuniqués und eine Vielfalt an Leuten, Themen und Intrigen auf: Ein aufrechter und ehrlicher linker Beamter, der unter Schlaflosigkeit leidet, der oder die TransvestitIn Magdalena, ein guter Polizist, der selbst zugibt, zu einer verschwindend kleinen Minderheit zu gehören – und vor allem viele Geschichten um Korruption, rechte und neoliberale Verschwörungen im heutigen Mexiko …
Die meisten Figuren und Geschichten ergeben auch durchaus Sinn, nur im dritten Kapitel wirken Marcos’ Geschichten etwas langatmig und das Kapitel – wie er selbst anmerkt – etwas zu lang geraten. Doch die Lektüre dieses sehr lebendigen und aktuellen Krimis lohnt sich auf jeden Fall. Der Roman ist kein Klassiker der Literaturgeschichte, aber gute und intelligente Unterhaltung, und das macht Taibo ohnehin nicht so schnell jemand nach, zumindest nicht so gut.