Ein Interview mit Mascha Kauka, der Gründerin und Leiterin des Amazonica-Entwicklungsprojektes.
Südwind: Wie entstanden hier in der Amazonasregion von Ecuador die großen Probleme für die indigene Bevölkerung?
Mascha Kauka: Solange der Krieg zwischen Ecuador und Peru herrschte, gab es Frieden im Wald. Doch die militärischen Sperrzonen wurden aufgehoben. Seit diesem Moment interessieren sich die Öl- und Minengesellschaften für das Gebiet.
Die in den letzten Jahren stark angestiegene Bevölkerung kann nicht mehr einfach vom Jagen und Fischen leben. Und das andere Problem war, dass die Regierung zwar Land an die Urbevölkerung vergeben hat, aber unter katastrophalen Bedingungen: Gemeinden und Dörfer bilden, den Wald abholzen und Rinder halten war die Vorgabe. Die Dorfbildung entspricht aber nicht ihrer Tradition. Durch die Rinderhaltung wurde sehr viel Wald zerstört. Und es entstand ein massives Ernährungsproblem. Viele Menschen leben, auch heute noch, nur von der Yuka-Wurzel und dem Chicha-Getränk, das sie daraus zubereiten. Lokale Politiker sind dann an mich herangetreten mit der Frage, ob wir uns um Mustergemeinden kümmern würden. Seit damals arbeiten wir mit ihnen. Sharamentsa ist eine davon.
Welche infrastrukturellen Maßnahmen habt ihr hier bereits umgesetzt, und wie hat sich das Leben der Leute verändert?
Da ist einmal die erwähnte Wasser- und Stromversorgung. Das Wichtigste ist aber, dass die eigene Kultur wieder gepflegt wird. Die nächste Maßnahme war dann eine ökologische Entsorgung des Mülls, der bei ihrer neuen Lebensweise anfällt. Eine wesentliche Maßnahme war der Aufbau einer landwirtschaftlichen Produktion zur Verbesserung der Ernährungssituation.
Wozu wird der Strom verwendet? Was können die Menschen nun tun, was sie vorher nicht machen konnten?
Also erstens haben sie Licht im Haus – das ist ganz wichtig, vor allem für die jungen Leute. Wir haben viele Studentinnen und Studenten, die nachts lernen wollen und dafür Strom für die Beleuchtung und den Computer samt Internet benötigen. Auch für die Fortbildungskurse brauchen wir Elektrizität, oder für die Mechaniker im Ort.
Welche Zukunftswünsche haben die Menschen?
Der größte Wunsch der Achuar ist, dass sie im Urwald eine Zukunft haben. Sie wissen ganz genau, wie das Leben da draußen ist, außerhalb des Waldes, und dass gerade die Indigenen diejenigen sind, die in den Städten auf der Straße leben und betteln müssen.