Stärken und nicht aushungern

Von Thoko Ruzvidzo · · 1999/13

Eine wesentliche Kürzung der Entwicklungshilfe würde auch die Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung im Süden untergraben.

Was passiert, wenn die nördlichen Geldgeber plötzlich beschließen, die Unterstützung des informellen Sektors im Süden drastisch zu reduzieren? Wir stellten uns diese wichtige Frage, als wir erfuhren, daß die österreichische Regierung ihre Ausgaben für Entwicklungsprojekte radikal kürzen will.

Die Entwicklungsländer befinden sich in einer fortdauernden Armutskrise: die Aids- Pandemie, kaum Bildung, sich verschlechternde Gesundheitsversorgung, Kriege und Demokratien, die noch in den Kinderschuhen stecken. Darin liegt die Herausforderung: die Entwicklung im Süden nicht auszuhungern, gerade wenn sie eine Stärkung benötigt.

Ich versuche zu analysieren, welche Auswirkungen ein derartiger Schritt auf die Entwicklung im Süden haben würde. Spezielle Beachtung lege ich dabei auf den informellen Sektor, den die österreeichische Regierung bis jetzt sehr stark gefördert hat. Obwohl in Simbabwe viele Gründe für eine Einschränkung der Hilfe geannte werden können – Korruption, Missmanagement, Menschenrechtsverletzunge usw. -, müssen wir kritisch prüfen, was ein Abwürgen der Entwicklungshilfe für die Bevölkerungsmehrheit bedeuten würde.

Bei einer Reduzierung der Unterstützung für Simbabwe würde die österreichische Regierung zweifellos auch die Unterstützung für Projekte im informellen Sektor kürzen. In Simbabwe – wie in den meisten Ländern des Südens – ist der informelle Sektor der größte und der basisnaheste Wirtschaftsbereich des Landes. Er befriedigt die grundlegenden Bedürfnisse eines Großteils der Bevölkerung und im speziellen jene der Frauen in den ländlichen Gebieten.

Probleme wie Armut, Menschenrechtsverletzungen, Umweltschutz und Regierbarkeit können nicht von den Regierungen von oben herab gelöst werden. Daher untergräbt eine Reduzierung der Hilfe für den informellen Sektor die Bemühungen und Ziele einer nachhaltigen Entwicklung: Ausbildung; soziale Gerechtigkeit; eine sichere und saubere Umwelt; Sicherheit; gute Regierungsführung; Armutsbekämpfung; Gleichberechtigung der Geschlechter und partizipatorische Entwicklung.

Die Unterstützung der Entwicklung im Süden durch die Länder des Nordens ist nicht nur eine moralische Notwendigkeit, sondern auch ein Teil der neuen internationalen Entwicklungsstrategie ist. Diese Strategie baut auf die Notwendigkeit für eine globale Verantwortung, internationale Rechenschaft, Selbstvertrauen, kulturelle Wurzeln, Abrüstung und volle Partizipation der sogenannten Dritten Welt am Management der offentlichen Güter der Erde.

Seit die Globalisierung unseren Planeten Erde voll erfaßt hat, sollte jede Entwicklungsagenda eine gleiche Verteilung des Nutzens der Globalisisierung zum Zeil haben.

Ein schwacher informeller Sektor läßt die ländliche Bevölkerung unweigerlich weiter verarmen. Diese Menschen hängen von Selbsthilfe-Projekten ab, die nur über informelle Arrangements durchgeführt werden können. Der informelle Sektor war bisher eine annehmbare Alternative für die Subsahara-Staaten, die unter Inflation, steigender Arbeitslosigkeit, schlechter Handelsbilanz und enormer Armut leiden.

Dieselben Argumente wie beim informellen Sektor gelten für die Gesundheitsversorgung, Bildung, Armutsbekämpfung und „capacity building“. Jahrelange Erfahrung zeigt, daß Hilfe notwendig ist, aber sie braucht einen gezielteren Einsatz. Wenn die Hilfe in kritische Bereiche umgelenkt wird, kann sie auch viel effektiver sein.

Thoko Ruzvidzo aus Simbabwe ist eine unabhängige Konsulentin in den Bereichen „gender“, ländliche sowie Organisations-Entwicklung. Sie ist Gründungsmitglied und Vorsitzende der „Zimbabwe Women’s Resource Centre and Network“.

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