Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (ÖEZA) präsentiert einen Film über Versöhnung in Ruanda.
Zehn Jahre sind seit dem Genozid in Ruanda vergangen. Aus diesem Anlass präsentierte die ÖEZA in Wien den Film „In Rwanda we say … The family that does not speak dies“ in Anwesenheit der Filmemacherin Anne Aghion. Die Dokumentation begleitet die Rückkehr eines entlassenen Täters in sein Heimatdorf und zeigt die Gefühle und Reaktionen, die dies bei Überlebenden auslöst. Ein Jahr lang hatte das Filmteam Gespräche geführt, bis schließlich von einem Überlebenden der Vorschlag kam: „Warum bringt ihr sie nicht mit – und wir werden uns mit unseren Mördern unterhalten.“ Das in einer lokalen Bar organisierte Gespräch zwischen Tätern und Überlebenden bildet das Kernstück des Films. „Unsere Anwesenheit hat Dinge verändert“, so Aghion. Sie betont die Verantwortung, die sie und ihr Team als VermittlerInnen in diesem Prozess übernommen haben.
Anlass für den Film war die Entlassung und Rückkehr von 16.000 Gefangenen im Jahr 2003 aus den mit insgesamt 100.000 Häftlingen völlig überlasteten Gefängnissen. Die Entlassenen hatten ihre Taten gestanden, eine Haftstrafe und ein achtwöchiges Versöhnungstraining in so genannten „Solidarity Camps“ absolviert und somit die Kriterien der Gacaca-Rechtssprechung erfüllt (siehe SWM 9/2000 S. 17).
Seit mehreren Jahren arbeitet Ruanda an der Einführung der Gacaca-Gerichtsbarkeit, eines Systems, das auf traditionelle kommunale Rechtssprechung zurückgreift. Die Regierung begleitet den Prozess mit einer groß angelegten Versöhnungskampagne, in der sie Überlebende des Genozids aufruft, ihren VerfolgerInnen zu verzeihen.
Der öffentlich propagierten Ideologie der Versöhnung steht die Ratlosigkeit traumatisierter Menschen im Alltag gegenüber.
Als Schwerpunktland der ÖEZA unterstützt Österreich Ruanda bei der Aufarbeitung des Genozids und der Umsetzung der Gacaca-Gerichtsbarkeit. Auch das Filmprojekt wurde mit rund 90.000 Euro von der ÖEZA gefördert. Der Film ist in der Landessprache Kinyarwanda gedreht. Er wurde weltweit bei vielen Veranstaltungen und in etlichen TV-Sendern ausgestrahlt, war bei ARTE zu sehen und soll in Ruanda möglichst breit gezeigt werden.
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