Soziale Netzwerke: Beziehungen mit Zukunft

Von Brigitte Pilz · · 2001/04

Kein Netzwerk ohne Netz

Natürlich könnte man meinen, dass die Bildung von sozialen Netzwerken nicht per definitionem vom Zugang zum Internet abhängig sein muss. Es gibt durchaus die Möglichkeit, über Rundbriefe und persönlichen Kontakt Beziehungen zu pflegen und Ideen auszutauschen.

Tatsache ist, dass gut funktionierende moderne Netzwerke nicht ohne das Internet auskommen. Es bedarf der schnell übermittelten Informationen, der Aufrufe, der Fragen und Antworten an viele TeilnehmerInnen gleichzeitig. Oft kommt es auf massenhafte rasche Aktion oder Reaktion an (wie die Beispiele im Artikel von Christina Buder auf Seite 30 zeigen), wenn ein Netzwerk wirkungsvoll sein soll.

Damit ist auch klar, dass große Teile der Menschheit derzeit noch aus der Netzwerkbildung herausfallen. Wenn soziale Netzwerke als Widerstand der Basis gegenüber der Herrschaft globalisierter Konzerne und politischer Strukturen verstanden werden können (wie dies Franz Nahrada in seinem Einführungsartikel auf Seite 26 sieht), ist die aktive Basis weltweit betrachtet eine schmale: Nur fünf Prozent der Weltbevölkerung nutzen das Internet, davon leben 88 Prozent in Industriestaaten. Es klingt gut, was aus Afrika berichtet wird (”epd“, 2-3/2001): Eine satellitengestützte Internet-Hauptverbindung (ein so genannter ”Backbone“) wird den Internet-Zugang in den afrikanischen Staaten schneller und zuverlässiger machen. Die Unternehmen Africa Online (eine Tochter des Unternehmens African Lakes Corporation PLC) und UUNET Südafrika (Teil des Telekommunikationskonzerns WorldCom) vereinbarten letzten Dezember, dass sie als Joint Venture 3,4 Millionen US-Dollar in Afrikas erste satellitengestützte Internet-Verbindung investieren werden. Sie soll zunächst in 14 Ländern einen Internet-Zugang anbieten.

”Wenn Sie bisher ein E-Mail von Harare nach Lusaka senden, geht die Nachricht zunächst in die USA und dann über ein Dutzend Server zurück nach Sambia“, erklärt Richard Beddow, Geschäftsführer von UUNET Africa, den aktuellen Stand der Technik. Der über Afrika installierte Satellit hingegen wird vom ganzen Kontinent aus erreichbar sein. Bis Mai dieses Jahres soll die neue Backbone-Verbindung stehen.

Derzeit wird die Zahl der Internet-Nutzer in Afrika auf drei Millionen Menschen geschätzt, zwei Millionen davon leben alleine in Südafrika. Dies entspricht einem Internet-Nutzer pro 250 EinwohnerInnen, während im weltweiten Durchschnitt einer von 35 Menschen das Netz nutzt – in Nordamerika und Europa ist es sogar einer von drei.

Infrastruktur allein wird das Problem nicht lösen. Die Kosten sind ein wichtiger Faktor. Darüber hinaus werden nur solide Bildungsmaßnahmen für die breite Bevölkerung den Zugang zum Internet demokratisieren. Dann erst werden ”weltweite Netze“ und ”Netzwerke für alle“ diese Namen auch verdienen.


netze

hände flechten, stricken, knüpfen
strick & schnur zu netzen;
gerissene die flicken sie.
die netze werden ausgeworfen,
dass andre sich drin fangen
oder aufgefangen werden,
fangen allemal.
fangen & gefangen werden –
(wir) alle sind im netz vereint,
verstrickt in seine maschen.

Armin Bardel

Armin Bardel lebt als freischaffender Künstler und Fotograf in Wien. Quelle: ”Netzwerk“ von Hubert Eichmann u. a., siehe Seite 28

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