Slowenisch war die Sprache meiner Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Sie lebten in Kärnten. Der Übergang zur Zweitsprache Deutsch vollzog sich schrittweise von Generation zu Generation. Ich spreche nicht mehr Slowenisch. Zu stark war der Assimilierungsdruck für einen kleinen Gewerbetreibenden, meinen Vater, in der minderheiten-feindlichen Atmosphäre Unterkärntens. Systematisch wurde auch der Slowenischunterricht an den Schulen erschwert: Gab es nach 1945 zweisprachigen Unterricht für alle Kinder im Siedlungsgebiet der Kärntner Slowenen, konnten Eltern ihre Kinder ab 1958 davon abmelden. Ab 1959 musste man sich hingegen für den Slowenischunterricht anmelden – ein starker Druck zur Assimilation, dem nur politisch sehr bewusste Slowenen Stand hielten.
Die Zahl der Kärntner Slowenen sinkt dramatisch. Die Mehrzahl der SprecherInnen ist jenseits des Rentenalters – eine zusätzliche Bedrohung für die Sprache. Jene, die sich wie ich auch als Slowenen bezeichnen, sind zum größeren Teil Slowenen „by heart“, wie sie kürzlich von einem Literaten bezeichnet wurden: Sie können die Sprache ihrer Eltern zwar nicht „auswendig“, fühlen sich aber „herzlich“ der Volksgruppe zugehörig. In Kärnten zeigt sich deutlich, wie groß der Einfluss von Politik auf den Erhalt oder das Sterben von Sprachen ist.
Nicht zu vernachlässigen ist aber auch der Zusammenhang von Ökonomie und Sprachen. Wo wirtschaftliches Fortkommen nur durch Wegzug aus dem Siedlungsgebiet oder zumindest durch Wechsel in eine andere Sprache möglich ist, ist die Erstsprache in Gefahr zu verkümmern, zumindest bei der nächsten Generation.
Das Thema dieses Südwind-Magazins beleuchtet vor allem den Zusammenhang von „Sprachen und Politik (und Ökonomie)“. Mehrsprachigkeit zu fördern und Sprachenvielfalt zu erhalten, ist allen AutorInnen ein Anliegen. Für Individuen ist dies eine Chance, weil Sprachen lernen klug macht und innere Bereicherung bietet. Sprachen sind aber auch desshalb wert, erhalten zu werden, weil sie ein kulturelles Gut der Menschheit darstellen.