Simron Jit Singh: The Nicobar Islands

Von Franziska Kasper · · 2006/02

Cultural Choices in the Aftermath of the Tsunami – Die Nikobaren – Das kulturelle Erbe nach dem Tsunami

Czernin Verlag, Wien 2005. 228 Seiten, zahlreiche Fotos, 1 49,-

Der indische Humanökologe Simron Jit Singh, der seit Jahren in Wien lebt und arbeitet, erforscht und fotografiert seit 1999 das Leben und die Kultur der Bevölkerung der Nikobaren. Dies ist ausschließlich indischen ForscherInnen möglich, da die Inselgruppe sowohl militärisches Sperrgebiet als auch ein „Naturschutzgebiet“ Indiens darstellt.
Dieses aufwändig gestaltete Buch ist englisch und deutsch verfasst und die erste zeitgenössische Fotodokumentation der Kultur der Küsten-Nikobaresen sowie der Folgen des Tsunami auf den Nikobaren. Es gibt allerdings zahlreiche vorangegangene Dokumentationen der Geschichte und Kultur auf den Nikobaren, und es wäre hilfreich gewesen, eine Literaturliste dieser Forschungsergebnisse im Buch aufzunehmen.
500 Exemplare des Buches wurden direkt zur Verteilung auf die Nikobaren gesendet, um es der einheimischen Bevölkerung, so der Autor, zu ermöglichen, ihre Kultur nach den Zerstörungen des Tsunami wiederzubeleben und damit ihre Identität zu bewahren. In diesem Fall stellt sich auch die Frage, warum dem Buch keine Übersetzung ins Nikobaresische beiliegt, da die Sprache doch einen wichtigen Bestandteil der Kultur darstellt.
Historisch ungenau ist im Vorwort der Herausgeber Oliver Lehmann: Bolts, der Ausführende der kurzzeitigen österreichischen Kolonie im 18. Jahrhundert auf den Nikobaren, war nicht, wie angegeben, Kapitän der Expedition, er war auch nicht auf den Nikobaren und auch nicht wegen Opiumhandels verurteilt.
In dem Kapitel über Kultobjekte geht der Autor auf Kunstwerke ein, die in engem Zusammenhang mit den Glaubensvorstellungen der Nikobaresen stehen. Die Formensprache dieser Kunstwerke findet seit vielen Jahren weltweit große Beachtung und fehlt in keinem Standardwerk über außereuropäische Kunst. Singhs Fotodokumentation stellt eine Bereicherung für diese Forschung dar.
Im letzten Kapitel des Buches beschreibt der Autor die Folgen des Tsunami. Diese Katastrophe forderte auch auf den Nikobaren zahlreiche Menschenleben. Kritisch setzt er sich mit den Maßnahmen verschiedener Hilfsorganisationen auseinander.
Der Autor versucht, mit diesem Buch ein Fenster in die nahe Vergangenheit zu öffnen und eine Hommage an das kulturelle Erbe der Nikobaresen zu schaffen.
Über Geschichte und Gegenwart der Nikobaren siehe auch den Bericht des Buchautors in SWM 7/2000.

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