Aus dem Engl. von Anke Kreutzer. Insel Verlag, Frankfurt 2002, 331 Seiten, € 24,90
Einen Roman nicht chronologisch zu schreiben, sondern mit Zeitsprüngen, mit vielen verschiedenen Perspektiven, stellt einen hohen Anspruch an den/die AutorIn und an den/die LeserIn dar. Der indische Autor Shashi Tharoor hat das in dem vorliegenden Roman versucht und nicht immer ganz glaubwürdig gelöst. Er erzählt vor dem Hintergrund religiöser Konflikte zwischen Muslimen und Hindus in der kleinen Stadt Zalilgarh von einer Liebe zwischen der jungen amerikanischen Studentin Priscilla Hart und dem verheirateten, indischen Regierungsbeamten Lakshman.
Welten prallen aufeinander. Schließlich befindet sich auch Priscilla unter den Todesopfern, als es zu schweren, religiös motivierten Ausschreitungen in der Stadt kommt. War es nur Zufall? War die junge Frau einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort? Oder hat ein wütender Ehemann die Ausschreitungen benutzt, um sich unerkannt zu rächen? Denn die junge Amerikanerin war Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation und klärte indische Frauen über Geburtenkontrolle und ihre elementaren Rechte auf. Ihre Eltern und ein Journalist begeben sich auf Spurensuche.
Der Roman beginnt mit Zeitungsmeldungen in der New York Times über den Tod der US-Amerikanerin. Es folgen Tagebuchaufzeichnungen der Mutter, Gesprächsnotizen des Journalisten, der mit Priscillas Vater ein Interview führt, Briefe Priscillas an ihre Freundin in den USA usw. Überhaupt scheinen beinahe alle handelnden Personen ein Tagebuch zu führen, und das wirkt nicht ganz glaubwürdig. Der Autor tritt selten als Erzähler auf, und so wird die ganze Geschichte mit ihren Abgründen und Hintergründen durch die einzelnen Romanfiguren und durch ihre Sicht der Dinge erzählt.