Seit Joseph Estradas unrühmlichem Abgang von der philippinischen Präsidentenbühne kommt das Land nicht zur Ruhe.
Der Vorwurf gegen Estrada hatte es in sich: 31 Monate im Amt brachten dem smarten Präsidenten geschätzte 300 Millionen US-Dollar Schmiergelder und eine Anklage wegen wirtschaftlicher Plünderung – ein Delikt, auf das die Todesstrafe steht.
Die frühere Vizepräsidentin Gloria Macapagal-Arroyo, die im Oktober des Vorjahres angesichts erster Verdachtsmomente gegen Estrada zur Opposition übergelaufen ist, ist jedenfalls kein politisch unbeschriebenes Blatt: Ihr Vater, Diosdado Macapagal, war der fünfte Präsident der Philippinen. Die 53-jährige, eine Studienkollegin von Bill Clinton an der Georgetown University, begann ihre politische Karriere 1992 als Senatsmitglied unter Corazon Aquino und scheint nicht gewillt, das Präsidentenamt wieder freizugeben. „Ich werde in die Fußstapfen meines Vaters treten und tun, was richtig ist. Gott wird sich um den Rest kümmern. Ich bin bereit.“
Joseph Estrada, derzeit in Manila unter Polizeischutz, zeigt jedenfalls keinerlei Resignation. Arroyo hat die Unterstützung von George W. Bush und vom Internationalen Währungsfonds, doch sind ihr die Hände gebunden, will sie sich nicht den Unmut der Generäle zuziehen. Reformen werden wohl warten müssen, auch wenn Crispin Beltram von der linksgerichteten Gewerkschaft KMU Taten fordert: „Ohne sofortige Maßnahmen zur Sicherung besserer Lebensbedingungen bleibt Arroyo nur ein Estrada mit anderem Namen. Vergeben und vergessen ist zu wenig.“
Zahlreiche Kandidaten aus dem Umfeld des Ex-Präsidenten haben mittlerweile ihre Bewerbung für die Senatswahlen am 12. Mai eingereicht. Darunter befinden sich Ex-Anwalt Oliver Lozano, Ex-Pressechef Ricardo Puno, Ex-Verteidigungsminister Orlando Mercado. Selbst Estradas Gattin Luisa Ejercito scheint als Kandidatin auf. Das Land dürfen die Estradas jedenfalls nicht mehr verlassen, und die urplötzlich dringende Augenoperation des früheren Schauspielers wird laut Aussage von Justizminister Hernando Perez nicht in den USA stattfinden können: „Laseroperationen kann heute jedes Provinzspital durchführen.“ Es hat schon bessere Schauspieler gegeben als „Erap“ Estrada.
Der Autor arbeitet als Geograph in Wien und bereiste kürzlich wieder Südostasien.
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