Die neue Regierung des Bundesstaates Acre in Brasilien will einen neuen Weg der Amazonas-Nutzung finden, die Arbeitsplätze schafft und Nachhaltigkeit garantiert.
Die Grundlage bildet das ökologisch-ökonomische Zonierungsprogramm, ein alternatives Landnutzungskonzept, das im April 1999 vorgestellt wurde. Das Programm ist ein strategisches Instrument für regionale Planung und Ressourcen-Management. Es bezieht Umwelt- und Sozialstudien mit ein. Nachdem Informationen gesammelt wurden, folgen Verhandlungen mit Regierungsorganisationen, mit dem Privatsektor und mit der Zivilgesellschaft.
Ein anderer wichtiger Schwerpunkt ist die Agroindustrie. Ziel ist es , die lokale Verarbeitung der Agroforstwirtschaft- und Nicht-Holz-Produkte zu fördern. Außerdem sollen mehr Produkte von weiterverarbeitenden Industrien am Markt angeboten und dadurch Jobs für lokale Gemeinschaften garantiert werden.
Ein Netzwerk von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben ist im Entstehen. Dafür sucht die Regierung die aktive Beteiligung von Kooperativen und Produzenten-Organisationen, Kreditprogrammen, Entwicklungsbanken, nichtstaatlichen Organisationen und von Privatunternehmen.
Bestehende Aktivitäten, die eine nachhaltige Entwicklung garantieren, werden gestärkt. Investiert werden soll vor allem in Schulungen von Gummizapfern und anderen landwirtschaftlichen Kleinproduzenten, in die Modernisierung von Kooperativen, in neue Technologien, die Schaffung von Weiterverarbeitungsindustrien, die Herstellung von Nicht-Holz-Produkten und in die Erschließung neuer Absatzmärkte.
Allein mit Naturkautschuk, Paranüssen und mit einer Palmfrucht (Astrocaryum murumuru) für die Ölgewinnung möchte die Regierung von Acre 9.400 Jobs schaffen. Weiters geplant ist der Bau von drei Paranuss-Verarbeitungsanlagen und Projekte für die Herstellung von Schuhen aus „Pflanzenleder“. In der zukünftigen größten Kondomfabrik Brasiliens wird Latex von den Kautschukzapfer-Kooperativen verarbeitet werden.
Es wurde auch das grosse Spektrum der Heilpflanzen erforscht und jene mit dem vielversprechendsten Marktpotential ausgewählt. Als nächster Schritt folgen Verträge über den Technologietransfer bei Heilpflanzenprodukten mit anderen Bundesstaaten. Weiters entwickelt die Regierung von Acre, zusammen mit den lokalen Kooperativen, einen Managementplan zur Gewinnung und Verarbeitung der ausgewählten Pflanzenarten. Ein einfaches Kontrollsystem wird entwickelt, um die Qualität der Produkte durch Zertifizierung zu sichern.
Seit Januar 1999 gibt es schließlich das „Chico-Mendes-Gesetz“ – benannt nach dem Ökologen und Gewerkschaftsführer, der 1989 von einem Rinderzüchter umgebracht wurde. Das Gesetz garantiert den Kooperativen eine Zahlung von circa zwei Schilling pro Kilogramm Gummi für ihre „Umweltleistungen“. Um in den Genuss der Förderung zu gelangen, müssen die Gummisammler Mitglied einer Kooperative sein. Das fördert die Zusammenarbeit und wertet die Arbeit der Kautschukzapfer auf.
Im ersten Jahr wurden mehr als 75 Kooperativen in diesem Hilfsprogramm registriert. Es fördert direkt 1.445 Familien – eine Investition von etwa drei Millionen Schilling für eine Gesamtmenge von 750 Tonnen Kautschuk.
Gouverneur Jorge Viana: „Wenn es gelingt, die natürlichen Ressourcen auf diese nachhaltige Weise zu nützen, dann wird sich wirklich das Leben hier bessern. Acre kann dann als ein Beispiel für die ganze Welt dienen.“
Martin Frimmel ist freier Journalist und Greenpeace-Waldexperte.
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