Adam Ma’anit, New Internationalist Redakteur
Natürlich müssen wir uns mit den Effekten des Flugverkehrs auf den Klimawandel auseinandersetzen. Was mir Sorgen macht, ist dieser Fokus auf den persönlichen Konsum. Ich glaube, man sollte sich wieder mehr auf die Politik, auf die Wirtschafts- und Umweltpolitik konzentrieren. Bei der Diskussion um das Fliegen geht es zu sehr darum, wer besser als der andere ist und nicht um echte, substanzielle Veränderung. Dass die Umweltbewegung diesen Weg geht, ist normal, damit können sie eher ihre Basis ansprechen – umweltbewusste Menschen, die akzeptieren werden, dass es vernünftiger ist, weniger zu fliegen, und sich gegenseitig unter Druck setzen werden – aber die Bewegung sollte nicht vor den schwierigen Fragen zurückschrecken.
Lifestyle-Politik kommt vielleicht bei asketisch veranlagten Leuten an, aber das ist gar nichts im Vergleich zu den enormen gesellschaftspolitischen Veränderungen, die wir brauchen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden. Genauso wie man die Fettsucht nicht beseitigen kann, indem man den Leuten sagt, sie sollten besser essen, wird auch die Botschaft „you fly, we die“ auf taube Ohren stoßen. Und wir dürfen auch nicht vergessen, wie wichtig es ist, Alternativen aufzubauen. Es ist einfach nicht überzeugend, die Leute aufzufordern, weniger zu fliegen und mit der Bahn zu fahren, wenn die Bahn in vielen Ländern so exorbitant teuer ist, überfüllt und unzuverlässig.
Die Zunahme des Flugverkehrs ist sehr besorgniserregend, und das muss in Grenzen gehalten werden. Es geht vor allem um die Kurzstreckenflüge zu Destinationen, die problemlos und bequem auch mit der Bahn, Bussen oder Fähren versorgt werden könnten. Aber diese Verbindungen müssen gut funktionieren, sie müssen genauso streng auf ihre Umwelteffekte geprüft werden, und sie sollten erschwinglich und sicher sein.
Mit dem politischen Willen, etwas gegen den Klimawandel zu tun, gäbe es vieles, was man innerhalb kurzer Zeit machen könnte, und der Flugverkehr würde eine relativ geringe Rolle bei der Reduzierung des globalen Fußabdrucks spielen. Wenn die Regierung morgen sagen würde, wir verbieten alle elektronischen Geräte mit Standby-Funktion, würde das den Stromverbrauch mit einem Schlag gewaltig senken. Wie viele Menschen berücksichtigen die Standby-Funktion, wenn sie etwas kaufen? Nicht viele. Aber wenn man das auf der politischen Ebene löst, dann ist das einfach kein Problem mehr.
So wäre es auch, wenn die Regierung die Gebäudedämmung fördert, die Kraft-Wärme-Koppelung für Wohnblocks, und Mikrokraftwerke für erneuerbare Energie. Den Krieg zu beenden würde enorme Kohlenstoffeinsparungen bringen und Mittel freisetzen, die man dazu verwenden könnte, uns vor der Klimakatastrophe zu bewahren. Es gibt so viel, was man als Einzelner nicht tun kann, was die Gesellschaft als Ganze tun muss – die Macht der Konzerne beschränken und die enormen Übertragungsverluste, die Energienetze dezentralisieren und erneuerbare Energie fördern, die Subventionierung fossiler Energien einstellen, mit der Steuerfreiheit von Flugtreibstoff Schluss machen. Und das ist nur der Anfang …