Erich Hackels Monats-Kolumne
Dieser Tage ist ein Waidmann auch des Österreichers Karl-Markus Gauß ansichtig geworden. Der klarsichtige Essayist hatte in seinem Journal „Mit mir, ohne mich“ den Intendanten der Wiener Festwochen, Luc Bondy, bei der Entgegennahme des Nestroy-Preises beobachtet und den Eindruck gewonnen, „dass man jetzt, wenn Eitelkeit streichfähig wäre, Brot für ein ganzes Internat bestreichen könnte“. Im März hatte Bondy, als er auf diese Passage stieß, Gauß mit dessen Buch beworfen, im Juni nutzte er die mediale Konjunktur, um sich als Vertreter eines Kollektivs aufzuplustern und die Kritik an seiner Person der Rhetorik des Antisemitismus zuzuordnen. Bondy kann seine Behauptung zwar nicht belegen, aber irgendwas, denkt er, wird schon hängen bleiben.
Der Rufmord an einem Menschen ist schlimm, ebenso schlimm wie der opportunistische Missbrauch eines Begriffs, der dadurch seine Fähigkeit einbüßt, einen Sachverhalt oder eine Haltung zu benennen. Der falsche Vorwurf des Antisemitismus entlastet die wahren Antisemiten. Sie werden es Bondy und der „FAZ“ zu danken wissen.
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