Robert Lessmann: Che Guevara

Von Viktor Sukup · · 2007/03

Hugendubel-Verlag, Diederichs Kompakt, Kreuzlingen/ München 2006, 95 Seiten, EUR 7,10

Die Legende Che begegnet uns heutzutage auf Schritt und Tritt, zumeist aber als Pop-Ikone, die aller Inhalte entkleidet ist. Der Lateinamerika-Experte und Südwind-Autor Robert Lessmann zeigt den Menschen Ernesto „Che“ Guevara, sein Leben, sein Denken, sein Handeln – und er versucht auszuloten, weshalb und inwiefern daraus eine Ikone wurde. Er stellt die Persönlichkeit Che in ihren zeitgeschichtlichen Kontext: die Jugend, die Reisen, die Politisierung, die kubanische Revolution bis hin zu den gescheiterten Revolutionsabenteuern im Kongo und in Bolivien. Der junge Mann wurde „vom Schicksal in eine Geschichte geführt, die er selbst machen wollte und der er letztlich doch mehr ausgeliefert war“, schreibt Lessmann und führt in einem Exkurs auf einer Seite in den historischen Materialismus von Karl Marx ein. Man lernt Ches Focus-Theorie kennen, erfährt, wie sein ehrgeiziges, aber gar nicht so verkehrtes Industrialisierungsprogramm auf Kuba scheiterte, was es mit dem „neuen Menschen“ auf sich hat, mit der Anlehnung und späteren Distanzierung von der Sowjetunion und mit der Hinwendung zum Revolutionsexport. Und nebenbei bietet das Büchlein einen kleinen Streifzug durch die kubanische Revolution. Im Gegensatz zu den vielen Che-Biografien ist das Wissen hier „kompakt“ aufbereitet, wie schon der Name der Verlagsreihe verspricht.
„Das Image, die Symbolkraft der Figur ist mehr als alle konkreten Inhalte der Referenzpunkt zwischen heutigen Bewegungen und Che Guevara. Seine Anziehungskraft ist Ausdruck des nicht verstummen wollenden Rufs nach einem modernen Utopia. Che steht als letzter quasi-zeitgenössischer Held in der postheroischen Gegenwart“, resümiert Lessmann. Das gilt auch für die „bolivianische Opposition“, die Lessmann noch als „eine dieser neuen sozialen Bewegungen“ charakterisiert – und die inzwischen an der Regierung ist, sich mit Che Guevara identifiziert und gute Beziehungen zu Kuba pflegt.

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