Érik Orsenna: Weiße Plantagen

Von Christina Schröder · · 2007/06

Eine Reise durch unsere globalisierte Welt

Aus dem Französischen von Antoinette Gittinger und Uta Goridis. Verlag Beck, München 2007, 288 Seiten, eur 19,50

„Ein Mensch bemerkt im Vorbeigehen einen Strauch, an dessen Zweigen weiße Flocken hängen. Es ist anzunehmen, dass er die Hand danach ausstreckt. Und so hat die Menschheit die Weichheit der Baumwolle entdeckt.“ So beginnt der für seine Reportagen schon mehrfach ausgezeichnete französische Autor Érik Orsenna die Geschichte der Baumwolle zu erzählen. Dafür hat er sieben Länder auf fünf Kontinenten bereist. Seine Recherchen brachten ihn von Mali in die USA, nach Brasilien, Ägypten, Usbekistan, China und Frankreich. Überall ließ er sich berichten, was die Menschen mit der Baumwolle machen bzw. was die Baumwolle mit den Menschen dort macht.
Die poetischen Erzählungen aus der Vergangenheit voll Legenden und Mythen aus Mali und China stehen im krassen Gegensatz zu den Science-fiction-artigen Visionen und Plänen von brasilianischen Gentechnikern. Die USA subventionieren – entgegen ihrer selbst propagierten wirtschaftlichen Logik – die eigenen Baumwollfarmer, während der brasilianische Staat der Wirtschaft nur ja nichts in den Weg stellt und das kommunistische China sich dem wirtschaftlichen Kapitalismus verschrieben hat.
Der weiße Faden der Baumwolle verbindet das Schicksal der Millionen ArbeiterInnen, die das weiße Gold weltweit düngen, pflücken und verarbeiten. Orsenna lässt sie, die immer an dem einen Ende des Fadens arbeiten und leiden werden, genauso zu Worte kommen wie die, die am anderen Ende die Gewinne abschöpfen. Er verdeutlicht so am Beispiel Baumwolle die Ungerechtigkeiten, Widersprüche und Gefahren der Globalisierung und des Strebens nach Profitmaximierung.
Wer Eduardo Galeanos „Offene Adern Lateinamerikas“ kennt, wird sowohl dessen Stil als auch dessen politische Einstellung teilweise in Orsennas „Weiße Plantagen“ wiederfinden.
Nach seiner Reise revidiert er im Norden weit verbreitete Vorstellungen und bringt seine Erkenntnisse auf den Punkt: „Zweitausend Jahre später ist die erste Lektion einer Weltreise die folgende: Auf dieser Erde ist die Weichheit ein selten und teuer bezahltes Gut.“

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