Reich und krank

Von Irmgard Kirchner · · 2004/02

So manch ein Thema lässt die Redakteurin ziemlich ratlos zurück. Da gibt es keine positiven Handlungsansätze, da wird die ganze Verdrehtheit und Absurdität der herrschenden Verhältnisse deutlich.
„Zucker“ ist ein solches Thema. Zucker, der Inbegriff der Kolonialware und des europäischen Agrarprotektionismus gleichzeitig.
Kein Nahrungsmittel, ganz im Gegenteil: Nährstoffräuber und Zahnzerstörer mit Suchtpotenzial, jedoch auch Symbol eines gehobenen Lebensstils. Das war der Zucker zumindest im Mittelalter. Die barbarische Plantagensklaverei machte ihn für weite Kreise erschwinglich.
Reich wurden dabei einige wenige. Dick werden heute viele – in erster Linie durch zucker- und kohlensäurehältige Getränke und Fertig- und Halbfertignahrung.

Die Zuckerverbrauch steigt rascher als die Weltbevölkerung – und besonders stark in den Entwicklungsländern. Das schlechte Beispiel macht Schule. Rohrzucker ist heute für Länder wie Kuba, Mauritius oder Guatemala wichtiger Devisenbringer. Doch für jene Staaten, die eine große Menge an Rohrzucker exportieren wie Australien oder Thailand, spielt der Zucker gesamtwirtschaftlich eine unbedeutende Rolle. Wie auch in der Europäischen Union, dem heute drittgrößten Zuckerproduzenten der Welt. Die Zuckerrübe ist dank der künstlich hoch gehaltenen Preise eine der rentabelsten Feldfrüchte der Welt, obwohl die Produktion von Rübenzucker etwa doppelt so viel kostet wie jene von Rohrzucker. Die Zuckerrübe hat eine starke, durchseztungskräftige Lobby. Die EU kommt nicht darum herum, ihre Zuckermarktordnung zu ändern. Doch auch dann werden die ärmsten unter den Zuckerproduzentenländern kaum profitieren, sondern die großen effizienten Agrarländer wie etwa Brasilien.
Kollege David Ransom, Redakteur unserer Partnerzeitschrift New Internationalist, von der wir den Großteil der folgenden Thema-Seiten übernommen haben, schlägt vor, auf Zucker ganz zu verzichten.
Ich schließe mich ihm an. Selten ist es so leicht, etwas gleichzeitig gegen die Absurdität und für die Gesundheit zu tun.

Basic

Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!

  • 6 Ausgaben pro Jahr als Print-Ausgabe und/oder E-Paper
  • 48 Seiten mit 12-seitigem Themenschwerpunkt pro Ausgabe
  • 12 x "Extrablatt" direkt in Ihr E-Mail-Postfach
  • voller Online-Zugang inkl. Archiv
ab € 25 /Jahr
Abo Abschließen
Förder

Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.

Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

84 /Jahr
Abo Abschließen
Soli

Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!

Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

168 /Jahr
Abo Abschließen