Population Boom

Von Redaktion · · 2015/03

Film

DVD, 90 Min.
Doku von Werner Boote

„Das wahre Problem der Erde ist sicher nicht die Überbevölkerung, aber sie dient als perfekte Ausrede für Armut, Hunger, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit“, so die These des Regisseurs von „Population Boom“, Werner Boote. Vielen ist der österreichische Filmemacher, der durch den Film führt, seit seiner letzten Dokumentation „Plastic Planet“ bekannt.

Mit einem Regenschirm mit Weltbanklogo als ständigem Begleiter führt Boote als Kommentator durch den Film und durch die Welt. Um seine These zu prüfen, reist er in der Doku von New York, Mexiko-City über Peking, Mumbai, Nairobi bis nach Tokio und Dhaka. Vor Ort spricht er mit verschiedenen Menschen, beleuchtet so unterschiedliche Aspekte des Themas Überbevölkerung und hinterfragt den Mythos.

Abwechslungsreich, provokant und teilweise auf entwaffnende und sehr emotionalisierende Art stellt er dar, warum es insgesamt nicht unbedingt zu viele Menschen für unseren Planeten gibt. Allerdings, so eine weitere Botschaft des Films, ist die Weltbevölkerung ungleich verteilt. Wer hat, global gesehen, Macht und Ressourcen? Und wer hat beschränkte Möglichkeiten? Das sind, aus der Sicht Bootes, entscheidende Fragen.

Das wird besonders nachvollziehbar, als Boote mit einem jungen Massai-Mann in Kenia durch weite Ebenen spaziert – die Szenerie ist eindrucksvoll eingefangen von der Kamera. Boote fragt den Massai, warum er im Gegensatz zu seinem Vater keine Großfamilie mehr hat. Die Antwort, dass es dafür nicht genug Platz gäbe, weil das Land um das Massai-Dorf mittlerweile der kenianischen Regierung gehöre, überrascht und regt zum Nachdenken an.

In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, einer der bevölkerungsreichsten Städte der Welt, fährt der Filmemacher auf dem Dach eines völlig überfüllten Zuges mit. Sogar oben auf dem Zug steht man dicht gedrängt. „Population Boom“ zeigt anhand dieser Situation, dass es nicht darum geht, wie viele Menschen auf einem Fleck sind, sondern wie wir miteinander umgehen. Denn das Gedränge auf dem Zugdach ist kein Problem. Im Gegenteil: Hat Boote anfangs noch Angst runterzufallen, merkt er schnell, dass die Leute sich gegenseitig stützen. Bald lächelt Boote und genießt das soziale Erlebnis der Zugfahrt.

In dieser Szene, aber auch in seiner Gesamtheit ist „Population Boom“ ein mitreißendes Plädoyer für mehr Menschlichkeit. Und davon kann es nicht genug geben.
  Christina Schröder

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