Aus dem Englischen von Ingrid Scherf.
Assoziation A, Berlin/Hamburg 2007, 248 Seiten, € 20,-
„Slums, so tödlich und unsicher sie auch sind, haben eine große Zukunft vor sich“, schreibt der US-amerikanische Historiker Mike Davis in seinem Buch „Planet der Slums“: Solche Worte mögen auch Ausdruck von Zynismus, Verzweiflung und Wut sein; sie sind auf jeden Fall auch Worte des Engagements eines Forschers und Aktivisten, den das Thema der globalen Armut und Ausgrenzung nicht ruhen lässt. Bereits 2002 erschien sein Werk „Die Geburt der Dritten Welt“, in dem Mike Davis Hungerkatastrophen und Massenvernichtung im imperialistischen Zeitalter analysierte. In „Planet der Slums“ geht Davis den unmenschlichen Seiten der Urbanisierung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nach.
Mindestens eine Milliarde Menschen leben heute weltweit in Slums. Die Tendenz ist steigend, denn eine verfehlte Agrarpolitik und die schonungslose Ausbeutung der landlosen LandarbeiterInnen verstärken die Migration in die Städte. Dazu kommen Natur- und von Menschen gemachte Katastrophen. Die globalen Eliten in den internationalen Finanzinstitutionen, den staatlichen Regierungsgebäuden und den Multinationalen Unternehmen haben einen mindestens ebenso großen Anteil am urbanen Desaster wie die Unwägbarkeiten von Natur und Klima.
Die massive Ausbreitung der Slums war nicht die unausweichliche Zukunft der Stadt: Diese Überzeugung dokumentiert Davis an Beispielen aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Unausweichlich erscheint angesichts der derzeit vorherrschenden Wirtschaftsstrukturen aber das weitere Anwachsen der Slums. Denn weltweit hat sich die Urbanisierung von industrieller Entwicklung und ökonomischem Wachstum entkoppelt. Davis kann daher auch mit keinem optimistischen Schluss aufwarten. Stattdessen berichtet er über Studien US-amerikanischer Think Tanks im Umfeld des Militärs. Darin geht es, wie zu erwarten, nicht um humane oder humanitäre Anliegen, sondern um die Sorge, dass mit der unübersichtlichen Urbanisierung auch das Kampfgelände in künftigen bewaffneten Konflikten immer unübersichtlicher zu werden droht.