Roman. Aus dem Spanischen von Harald Riemann. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, 383 Seiten, EUR 22,90
Pedro Juan, Hauptperson und Alter Ego des Autors Pedro Juan Gutiérrez, hat sich seit dem Erscheinen der „Schmutzigen Havanna Trilogie“ kein bisschen verändert. Er tut das, was er immer tut: trinken, rauchen und vögeln. Kuba ist voll schöner Frauen in sämtlichen Schattierungen von Schwarz bis Weiß – und sie sind willig. Pedro Juan mag sie alle, je verruchter, vulgärer und verdorbener, desto lieber. Er sagt zwar von sich, er sei mit den Jahren selektiver geworden, doch das nehmen ihm die Lesenden so schnell nicht ab.
Zur Abwechslung verlegt der kubanische Macho für kurze Zeit sein Jagdrevier ins Ausland und folgt einer Einladung ins kalte, neblige Stockholm. Mit der Schwedin Agneta verbringt Pedro Juan zwar viel Zeit im Bett, doch das reglementierte, korrekte Leben und Agnetas antiseptische Existenz vermögen den Latin Lover auf die Dauer nicht zu halten. Er vermisst das Chaos und die tropische Schwüle, vor allem aber sehnt er sich nach Gloria, der unersättlichen, lasterhaften Mulattin.
Das Vokabular dieses Romans ist derb und emotionslos – heruntergekommen wie das langsam in sich zusammenfallende Havanna. Das Buch vermittelt aber einen wirklichkeitsnahen Eindruck von der karibischen Lebensfreude und der Cleverness der gebeutelten Kubaner, die mit außergewöhnlicher Erfindungsgabe im krisengeschüttelten Alltag ums Überleben kämpfen.
Mit der permanenten detaillierten Beschreibung exzessiver sexueller Praktiken, voller Schmutz und strenger Gerüche, stellt der Autor die Lesenden aber auf eine harte Probe. Ob es sich bei diesen Schilderungen ebenfalls um ein realistisches Abbild des kubanischen Lebens handelt, ist für EuropäerInnen schwer zu beurteilen. Das Fehlen jeglicher Erotik hat jedenfalls etwas Tierisches. Der Buchtitel – Animal Tropical – ist deshalb gut gewählt.