Patente auf Lebensformen

Von Redaktion · · 2002/12

Biotech-Boom


Weltweit steigen die Investitionen in Biotechnologie rasant, was den Wettlauf um Patente verschärft.
Die führenden Länder sind die USA, die Europäische Union, Indien und Australien, wobei die USA über einen gewaltigen Vorsprung verfügen.
Der US-Biotechriese Amgen erzielt beinahe den selben Umsatz wie die gesamte Biotech-Branche in Europa.
Im Mai 2002 gab es in den USA 1.457 Biotech-Firmen. Allein die 342 an der Börse notierten Firmen waren 224 Mrd. US-Dollar wert. Von 1992 bis 2001 stiegen die Umsätze der Branche um mehr als das Dreifache.
Drei Viertel der Umsätze in den USA entfallen auf medizinische Anwendungen der Biotechnologie, fünf Prozent auf landwirtschaftliche Produkte.

Eine Hand voll Konzerne besitzt den Großteil der Patente.
Stand im November 2000:

Genset (Frankreich) – 28,5% der Patentanträge auf menschliche Gene
Dow (USA) – 30,3% der Anträge auf Mais-Gensequenzen
Ribozyme (USA) – 71,7% der Anträge auf Kartoffeln
DuPont (USA) – 40,6% der Anträge auf Weizen.
Durch Fusionen und Übernahmen nimmt die Konzentration der Branche laufend zu.
Quellen: The Guardian, 15. November 2000; Biotech Industrial Organization (www.bio.org);

Chancenlos


Selbst wenn indigene Völker und lokale Gemeinschaften, die Hüter der Biodiversität, sich am Wettlauf um Patente beteiligen wollten, hätten sie aufgrund der hohen Kosten keine Chance:

Vorbereitung eines Patentantrags –
rund 20.000 US-Dollar
Übersetzung in andere Sprachen –
je 1.000 US-Dollar
jährliche Patentgebühren –
bis zu 5.000 US-Dollar
Verteidigung gegen eine gerichtliche
Patentanfechtung –
mindestens 250.000 US-Dollar.
Die Überwachung der weltweiten Patentanträge und -erteilungen ist eine herkulische Aufgabe, und gegen Biopiraterie vorzugehen sündteuer. Kürzlich war die indische Regierung mit einer Anfechtung von Reispatenten vor US-Gerichten erfolgreich.
Quelle: GAIA und GRAIN, „Biodiversity for Sale“, April 2000

Big Pharma


In der Hoffnung auf eine gewaltige Bonanza bilden Biotech-Firmen Allianzen mit Pharmakonzernen. Der Heilige Gral ist die Gentherapie, von der sich die Unternehmen astronomische Gewinne erwarten.

Die University of Chicago schätzte den Wert einer Verringerung der Krebssterblichkeit in den USA auf 46.500 Mrd. US-Dollar
Im Jahr 2000 stellten neun von zehn Biotech-Firmen Medikamente her
70 Prozent der Biotech-Medikamente in den USA wurden in den letzten sechs Jahren zugelassen. Mit bloß vier Biotech-Medikamenten wird ein Umsatz von einer Mrd. Dollar pro Jahr erzielt.
1999 erreichte der Umsatz mit Medikamenten auf pflanzlicher Basis mehr als 40 Mrd. Dollar. Der Nutzen einer Patentierung von Pflanzenmaterial ist offensichtlich.

Quellen: The Guardian, 15. November 2000; ETC Group, Juli/August 2001; Biotech Industrial Organization (www.bio.org); Worldwatch Institute 2002; UNDP, Human Development Report 1999


Manipulierte Nahrung



Die Anbaufläche genetisch modifizierter Kulturpflanzen hat sich zwischen 1996 und 2001 mehr als verdreißigfacht – von 1,7 Mio. auf 52,8 Mio. Hektar.
Auf 91 Prozent der weltweiten Anbaufläche kommerzieller und patentierter GM-Kulturpflanzen wachsen Monsanto-Produkte.
Sojabohnen sind die führende GM-Pflanze: 46 Prozent der gesamten Sojaanbaufläche sind mit GM-Sorten bepflanzt.

Wo die GM-Pflanzen wachsen
USA – 68%
Argentinien – 22%
Kanada – 6%
China – 3%
Sonstige – 1%

Quelle: ETC Group, Juni 2002

www.bio.org

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