Partymusik und Protest

Von Werner Leiss · · 2024/Nov-Dez
Werner Leiss hört sich um

Das waren immer schon die Markenzeichen von Manu Chao. Dazu Carmen Souza über die britischen Einflüsse in ihrer Heimat Kap Verde und die Töchter von Timbuktu.

Ende der 1990er und in den Nullerjahren war sogenannte Mestizo-Musik besonders angesagt: Eine Mixtur aus lateinamerikanischen Musikstilen mit Ska, Reggae und Punk, die meist mit Gesellschafts- und Kapitalismuskritik versehen war.

Einer der wichtigsten Mestizo-Vertreter:innen war Manu Chao. Bereits 1987 gründete der französische Sänger und Gitarrist baskisch-galicischer Abstammung die Band Mano Negra, die bereits damals Punkrock, Ska und Latin kombinierte und ihren Stil Patchanka nannte. 1998 erschien sein erstes Soloalbum „Clandestino“. Jahrelang war Manu Chaos Musik ein Partyrenner, nun ist er nach 17 Jahren Veröffentlichungspause wieder zurück. Sein neues Album nennt sich „Viva Tu“ und angenehmerweise erfindet er sich darauf nicht neu.

Eine kleine Überraschung hat er sich aber dann doch einfallen lassen. Auf dem Song „Heaven’s Bad Day“ ist die Countrylegende Willie Nelson zu hören. Auf „São Paulo Motoboy“ thematisiert er den gefährlichen Alltag der Motorradkuriere São Paulos. Dieses Lied ist samt einer Doku auf Youtube zu finden. Auch der Neoliberalismus und die menschengemachte Klimakrise sind Themen des Albums. Genauso wie das pralle Leben und die Liebe, die beim Weltenbummler Manu Chao nie zu kurz kommen. 

Improvisationsfreudig. Die Kapverden, ein Staat auf einer vulkanischen Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas, waren lange eine portugiesische Kolonie, aber auch England hat eine gewisse Rolle gespielt. Über diese Präsenz und deren Auswirkungen erzählt das neue Album von Carmen Souza. „Port’Inglês“ bietet musikalische Erzählungen über die besondere Kultur der Inseln, deren Musik sich aufgrund der verschiedensten Einflüsse vielseitig gestaltet.

Souza ist als Kind kapverdischer Eltern in Lissabon aufgewachsen, heute lebt sie in London. Immer mehr lässt sie sich vom Jazz beeinflussen und verfügt über eine Reihe improvisationsfreudiger Musiker:innen, vorwiegend britischer und portugiesischer Herkunft, deren virtuose Fähigkeiten die stilistischen Grenzen immer weiter verschieben und verschwinden lassen.

Eine der jüngsten und sehr seltenen weiblichen Vertreterinnen der Gnawa-Musik ist Asmaa Hamzaoui. Die Gnawa sind eine ethnische Minderheit in Marokko. Ihre Musik, Rituale und Gebräuche sind seit 2019 Bestandteil der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Im Alter von knapp 20 Jahren gründete Hamzaoui ihre Band Bnat Timbouktou. Sie spielt die Sintir, eine Basszupflaute und singt. Ihr neues Album „L`Bnat“ bietet typisch rhythmusbetonte Gnawa-Titel mit Perkussion, Call and Response und Wüstenblues.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des Concerto, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

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