Hat der Rechtsstaat versagt? Ein Dokumentarfilm arbeitet das größte Justizverfahren gegen Afrikaner in Österreich auf.
850 Polizisten stürmten am 27. Mai 1999 Wohnungen und Flüchtlingsheime in ganz Österreich. An die 100 Afrikaner werden bei dieser größten kriminalpolizeilichen Aktion nach 1945 als mutmaßliche Mitglieder eines internationalen Drogenrings festgenommen. Fast alle wurden verurteilt, das gesamte Strafausmaß beträgt mehrere 100 Jahre Haft.
Der Dokumentarfilm „Operation Spring“ von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber rollt die Geschichte dieses größten Justizverfahrens gegen Afrikaner in Österreich neu auf. Verurteilte und Verteidiger kommen zu Wort, ein Richter, ein Beamter aus dem Justizministerium, ein ehemaliger Kronzeuge, eine Schöffin und andere Personen, die direkt beteiligt waren. Ohne selbst ein Urteil abzugeben, zeigen Schuster und Sindelgruber Schwachstellen in den Verfahren auf – von ungenauen Übersetzungen der im großen Lauschangriff aufgezeichneten Gespräche bis hin zum höchst umstrittenen Einsatz von Mitbeschuldigten als anonymisierte Zeugen. Der Film legt den Schluss nahe, dass fragwürdige Ermittlungsergebnisse um jeden Preis richterlich abgesegnet werden mussten, um den großen Lauschangriff als neue Methode zu legitimieren.
Filmstart am 23. September im Wiener Stadtkino und Grazer Augartenkino