Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele in Athen vor vier Jahren nützte die internationale Clean Clothes Kampagne (CCK) in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Oxfam die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit, um Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportbekleidungsindustrie einzufordern. So auch anlässlich der Olympischen Spiele in Beijing.
Im Juni des Vorjahres wurde von Play Fair 2008 „Keine Medaille für Olympia“ vorgelegt, ein umfassender Report über die massiven Arbeitsrechtsverletzungen in China. Heuer wurden weltweit Unterschriftensammlungen und Protestaktionen durchgeführt. Im Mai erschien dann gleichzeitig in mehreren Sprachen der Bericht „Die Hürden überwinden“, in dem nicht nur die Missstände genannt, sondern auch Schritte zur Verbesserung von Löhnen und Arbeitsbedingungen in der Sportbekleidungsindustrie präsentiert werden.
In Österreich wird die Play Fair-Kampagne von Clean Clothes, dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und Volkshilfe getragen. Bei einer äußerst gut besuchten Pressekonferenz am Vortag der Eröffnung der Olympischen Spiele zogen die Veranstalter in Wien Bilanz. Eine erfolgreiche Bilanz, was die Anzahl der Unterschriften – mehr als 12.000 allein in Österreich – und Protestaktionen sowie die Vielzahl der Medienberichte betrifft, weniger erfolgreich, was nun das eigentliche Ziel, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Branche, angeht. Doch hier ist Geduld angesagt.
Durchaus erfreulich die konstruktive Reaktion der meisten Sportartikelhersteller. Vor Beginn der Olympischen Spiele kam es in Hongkong zu einem Treffen zwischen VertreterInnen von Play Fair 2008 – an dem auch Michaela Königshofer, Koordinatorin der österreichischen CCK, teilnahm – und von Unternehmen wie Nike, Adidas, Umbro, New Balance u.a. Dabei wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet, um die geforderten Schritte zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen dauerhaft zu verankern.
Ärgerlich – und von der olympischen Idee der Völkerverständigung und des Friedens her beschämend – die Position des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Das IOC hat nichts für eine Verbesserung der Situation in seinen Zulieferbetrieben gemacht. Präsident Jacques Rogge hat entgegen seinen Versprechungen zu allen Missbräuchen und Verstößen gegen die Menschenrechte geschwiegen“, kritisiert Michaela Königshofer. Bei der Übergabe der Play Fair-Unterschriften in Genf am 10. Juni hatte das IOC Änderungen seiner Ausschreibebedingungen für die Olympischen Spiele 2016 (!) in Aussicht gestellt.
Wohl auf Grund der breiten öffentlichen Unterstützung für die Anliegen der Play Fair-Kampagne – u.a. durch Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer – hat das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) zugesagt, künftig soziale und ökologische Standards in ihre Lizenzverträge einzubinden. Es wird ein beharrlicher kritischer Blick notwendig sein, ob diese Ankündigung auch umgesetzt wird. Der ÖGB will sich jedenfalls auch in Zukunft voll in dieser Kampagne engagieren, so Präsident Rudolf Hundsdorfer bei der erwähnten Pressekonferenz.
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www.cleanclothes.at