Die schwerste Wirtschaftskrise in Argentinien seit
einem Jahrhundert scheint kein Ende zu nehmen.
Im Dezember vergangenen Jahres kollabierte das Land. Supermärkte wurden geplündert, Präsident Fernando de La Rúa (1999–Dezember 2001) verhängte den Ausnahmezustand und trat nicht einmal einen Tag später zurück. Mit rund 150 Mrd. US-Dollar Schulden erklärte sich das Land zahlungsunfähig.
Auswege aus der Krise sind keine in Sicht. Selbst monatelange Verhandlungen mit dem IWF über finanzielle Unterstützung zeitigten keine Resultate. Die Krise bekommen – wie immer – die „kleinen Leute“ zu spüren. Die anhaltende tiefe Rezession brachte die Hälfte der Bevölkerung an die Armutsgrenze. Damit nähert sich Argentinien inzwischen der Armutsrate Brasiliens an (60%). Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt bei 21,5%, die Dunkelziffer ist weit höher. Die Seifenblase um Argentinien ist geplatzt. Das Land kann nicht länger von sich glauben, auf dem Weg in die „Erste Welt“ zu sein.
Anders als seine Vorgänger konnte sich der jetzige Präsident Eduardo Duhalde bis heute halten. Ob der Peronist bis zu den Wahlen im März 2003 im Amt bleibt, ist jedoch fraglich. Ideologische „Hilfe“ für diese Wahlen kommt von außen. Im Juli nannte Washington die Charakteristika, die der neue argentinische Präsident aufweisen muss, um auf Unterstützung aus den USA hoffen zu können. Die Respektierung des freien Marktes und die Bekämpfung des internationalen Terrorismus wurden u.a. dabei festgemacht. Angesichts solcher Forderungen vom wichtigsten Geldgeber Argentiniens ist es kaum verwunderlich, wenn die wirklichen Nöte des Landes nicht zuoberst auf der Wahlkampfliste der argentinischen Parteien stehen. Keiner der Kandidaten weist ein Programm auf, das eine Alternative für Argentinien sein könnte. Und so ist zu erwarten, dass auch die Wahlen keinen Ausweg aus der Krise bringen werden. Dieser kommt, so wird im Land gemunkelt, höchstens gewaltsam einher. Und ob dies dann die erwartete Lösung bringt, mag niemand beantworten.