Sefi Atta
Roman. Aus dem Englischen von Eva Plorin, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2013, 345 Seiten, 22,00 €
Die Nigerianerin Deola lebt in London und ist in Großbritannien aufgewachsen, wo sie ihre Eltern zur Schule geschickt haben. Mittlerweile arbeitet sie als Wirtschaftsprüferin internationaler Hilfsorganisationen für eine Londoner NGO und reist dabei um die Welt. Dennoch scheint sie ihr Glück noch nicht gefunden zu haben: Interessante Männer sind rar, der Job strengt an und auf die Frage danach, wo denn eigentlich ihr Zuhause ist, hat Deola noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Als sie für eine Dienstreise und die fünfjährige Gedenkfeier zum Tod ihres Vaters nach Nigeria fährt, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Alte Erinnerungen und Machtverhältnisse bahnen sich ihren Weg durch die Familienzusammenführung. Und ein One-Night-Stand mit Hotelbesitzer Wade führt zu einem kleinen Unfall, der Deola zwei Dinge befürchten lässt: HIV und Schwangerschaft.
Auch Sefi Attas neuester Roman beim Peter-Hammer-Verlag dreht sich um eine facettenreiche Frauengestalt, die symbolisch das Schicksal vieler Frauen verkörpert. Die Frage nach der eigenen Identität steht dabei im Vordergrund: Woran kann man sie festmachen – am Geschlecht, am Geburtsort, am individuellen Werdegang? Und können Fremde die eigene Identität bestimmen bzw. darauf Einfluss ausüben? Sefi Atta hat mit Deola eine sehr nachdenkliche Protagonistin geschaffen, die zwischen Unsicherheit und Willensstärke schwankt. Sie erzählt zwar aus der dritten Person, bezieht die LeserInnen aber durch Deolas Gefühlsschilderungen stark mit ein. Das ganze Buch über geht Sefi Atta spielerisch mit dem Thema Vorurteile um: Deolas kritischer Blick auf ihre Heimat Nigeria lässt sie zwar über die Eigenheiten der BewohnerInnen schimpfen, gleichzeitig erkennt sie sich selbst als Teil dieser Maschinerie wieder. „Nur ein Teil von dir“ ist eine definitive Leseempfehlung, die dazu anregt, die eigenen (Vor-)Urteile unter die Lupe zu nehmen.
Ruth Papacek
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